Dienstag, 5. Juli 2016

[Friendship] Holmes & Watson

Um das kurz klarzustellen: Sherlock und John aus der BBC Serie shippe ich. Doch Holmes und Watson aus den Büchern dagegen gar nicht - die beiden haben eine sehr intensive und vertrauliche Freundschaft, keine Frage. Aber shippen tue ich die beiden auf keinen Fall.


So, nachdem ich das jetzt geklärt habe, möchte ich euch eine Szene zeigen, die ich im Buch gelesen habe und die mich sehr beeindruckt, aber auch mitgenommen hat. Ich hatte nie eine solche Szene in einer der anderen Sherlock Holmes Geschichten gelesen oder gehört und ich denke auch nicht, dass sie mir jeweils wieder begegnen wird. Eine Szene, die zeigt, wie tief die Freundschaft zwischen den beiden ist. Und auch, wie wichtig Watson für Sherlock ist, auch, wenn er es bei weitem nicht so zeigt. Lest die Szene einfach selbst und ihr werdet sehen, was ich meine. Nur kurz zur Vorgeschichte: Ein Mann hat sich den seltenen Nachnamen eines anderen Mannes geraubt und ihm eine Lüge aufgetischt, damit er den zweiten Mann aus der Wohnung bekommt. Doch Holmes kommt dahinter, zusammen mit Watson lauert er dem Mann mit dem falschen Nachnamen auf, bis dieser sich schließlich das holen möchte, weswegen er überhaupt in die Wohnung gegangen ist ...



Aus "Die drei Garridebs":

Zum Zeichen dafür, dass nun der rechte Augenblick da sei, berührte Holmes mein Handgelenk, und gemeinsam schlichen wir hinüber zu der offenen Falltür. So sachte wir uns auch vorwärts bewegten, der Boden muß unter unseren Füßen geknarrt haben. Denn der Kopf unseres Amerikaners schoß aus der Öffnung hervor und spähte unruhig umher. Wütend blieb sein Blick auf uns haften. Doch wandelte sich der Ausdruck des Zorns rasch in ein verlegenes Grinsen, als er zwei Pistolenläufe auf sich gerichtet sah.

"Na, na, immer mit der Ruhe", sagte er unverfroren und kletterte an die Oberfläche.
"Sie waren mir von Anfang an im Weg, Mr. Holmes. Haben mein Spielchen durchschaut und mich ganz schön angeschmiert. Na gut, ich gebe mich geschlagen und ..."
In Blitzesgeschwindigkeit hatte er einen Revolver aus der Brusttasche gezogen und zwei Schüsse abgegeben. Ich spürte plötzlich ein wütendes Brennen auf meinem Schenkel, als hätte man ein glühendes Eisen dagegengedrückt. Dann hörte ich einen dumpfen Schlag, während ich wie durch einen Nebel Holmes' Pistole auf dem Kopf des Burschen landen sah, und wie dieser gleich darauf mit blutigem Gesicht zappelnd am Boden lag und von meinem Freund auf Waffen durchsucht wurde. Dann fühlte ich einen sehnigen Arm um meinen Rücken und Holmes führte mich zu dem nächststehenden Sessel.

"Du bist doch nicht verletzt, Watson, um Gottes willen, sag, daß dir nichts geschehen ist!"
Es war schon eine Wunder wert - wäre sogar viele Wunden wert gewesen -, diese tiefe Treue und Zuneigung unter der kalten Maske eines Sherlock Holmes hervorbrechen zu sehen. Eine winzige Sekunde lang trübten sich seine hellen, unerbittlichen Augen, und die festen Lippen zitterten. Für diese eine und einzige Mal durfte ich in ein Herz schauen, das nicht minder groß war als der so oft bewunderte Verstand.
All die Jahre meiner bescheidenen, aber aufrichtigen Dienste gipfelten im Augenblick dieser Enthüllung.
"Es ist nichts, Holmes, nur eine Schramme."
Er hatte mit seinem Taschenmesser meine Hose aufgeschlitzt und stieß einen ungeheuren Seufzer der Erleichterung aus.

"Du hast Recht!", rief er. "Nur ein Streifschuß."
Und seine Gesichtszüge wurden hart wie Stein, als er sich unserem Gefangenen zuwandte, der sich gerade mit blödem Ausdruck aufsetzte.
"Wenn du Watson umgebracht hättest, wärst du nicht mehr lebend aus diesem Zimmer herausgekommen. Jetzt 'raus mit der Sprache. Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?"

Gar nichts hatte er vorzubringen. Er lag nur da und starrte finster vor sich hin. Ich lehnte mich auf Holmes' Arm, und wir sahen miteinander in den kleinen Keller hinunter, der sich unter der Geheimtür auftat. Er war noch erleuchtet vom Schein der Kerze, die Evans mitgenommen hatte. Unser Auge fiel auf eine rostige Maschine, große Papierrollen, ein Durcheinander von Flaschen und - sauber geschichtet auf einem Tischchen - glatte, gebündelte Geldscheine.



Nun, ich denke, das reicht auch wieder, zumindest ist hier die Szene, die ich euch zeigen möchte, vorbei. Ich denke, ihr könnt verstehen, warum ich sie so beeindruckend fand. Und das passiert wirklich selten bei Büchern, dass sie mich auf diese Art und Weise mitnehmen.




Quelle:
Spuren im Moor und andere Sherlock Holmes Stories von Sir Conan Arthur Doyle
de.wikipedia.org

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo :-)

Danke, dass du diesen Blogeintrag gelesen hast - ich freue mich schon auf deine Meinung dazu!

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt.
Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (http://blog.kiranear.moe/p/datenschutzerklarung01.html) und in der Datenschutzerklärung von Google (https://policies.google.com/privacy?hl=de).

Lg,
Kira