Donnerstag, 28. September 2017

[Rezension #56] Begraben



Name: Begraben 
Autor: Elena Sender
Genre: Psychothriller, Krimi, 
Preis: € 9,95 [D] | € 10,30 [A]
Seiten: 520 Seiten 
Sprache: Deutsch 
Erscheinungsjahr: 2011 
ISBN: 978-3-492-26443-3 
Verlag: Piper Verlag GmbH




 Klappentext:
So mancher würde seine Vergangenheit am liebsten vergessen. Neuropsychiaterin Cyrille Blake täte alles dafür, sich erinnern zu können. Wer ist der traumatisierte junge Mann, der intime Details aus ihrem Leben kennt und behauptet, vor Jahren ihr Patient gewesen zu sein? Ein unberechenbarer Psychopath, der es auf sie abgesehen hat? Oder weiß er wirklich etwas von dem, was aus ihrem Gedächtnis wie ausradiert scheint? Cyrille macht sich an eine verstörende Spurensuche und fördert Dinge aus der Vergangenheit ans Licht, die vielleicht besser für immer im Dunkel begraben geblieben wären ...


Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Wenn ich zu dem Buch ein Meme nennen müsste, würde mir spontan "Schrodinger's Cat" einfallen. Denn dieses Buch versucht so viel zu sein, so viel zu machen und macht es zwar nicht halbherzig, aber dafür dreiviertelmäßig. Es versucht in erster Linie ein spannender Psycho-Thriller zu sein, allerdings kommt beim Lesen kaum das Gefühl auf, dass die Hauptcharakterin wirklich bedroht wird oder in ernsthafter Lebensgefahr schwebt. Der Spannungsbogen ist nicht in einem Strich durchgezogen (bzw in einem Bogen), sondern besteht aus vielen kleinen Strichen, die am Ende den Bogen der auf- und absteigenden Spannung darstellen soll. Ein No-Go in der Abitur-Prüfung, würde meine Lehrerin aus dem Mathe-Ergänzungsunterricht sagen. Da es aber bei dem Buch nicht um eine Abiturprüfung geht, ist es natürlich nicht so schlimm, lindert aber ein wenig die Lesefreude. Der Fall bzw das Geheimnis und alles drumherum ist sehr interessant und hat mich schon neugierig gemacht, nur spannend würde ich das Buch jetzt nicht nennen. Es ist eine Spannung mit mehreren Filtern drauf.

Nebenbei versucht das Buch, sehr informativ zu sein. Es wirkt ein wenig so, als hätten ein Roman und ein Sachbuch ein Kind bekommen und wussten nicht so recht, wer jetzt von ihnen für die Erziehung verantwortlich ist. Letztlich haben beide keinen perfekten Job gemacht, aber das Kind kann sich sehen lassen. Das Buch ist sehr informativ und mangels Wissen und Verständnis kann ich nicht sagen/bestimmen, was davon realistisch ist und was nicht, abgesehen von den offensichtlich fiktiven Dingen. Allerdings büßt es dadurch ein wenig an Spannung ein, ich denke mal, man hätte es vielleicht einen oder zwei Ticken weniger wissenschaftlicher gemacht. In anderen Genres, wie Science Fiction, würde mich das weniger stören. Bei Genres, die aber zu einem großen Teil von der Gefahr und der Spannung leben, ist es nicht gerade ideal.

Viel mehr zum Denken haben mich die Story, die Charaktere und ihr Verhalten wie auch die wenigen Hinweise, die man zusammen mit der Hauptcharakterin findet, gebracht. Man kommt hier und da schon in die Situation, wo man es sich in etwa denken kann, was passiert sein könnte. Mir ging es jedenfalls so, dass ich mir immer wieder das eine oder andere zusammengesponnen habe, aber nicht alle Puzzleteile finden konnte. Am Ende lag ich mit meiner Theorie zu 60% richtig, für manche wäre es wohl noch vorhersehbarer, aber ich fand diese Twists und offenen Fragezeichen richtig gut. Das hat mir tatsächlich gut an dem Buch gefallen.

Einen Sympathieträger habe ich jetzt unter den Charakteren nicht gefunden, einen von ihnen fand ich dagegen einfach nur nervig. Ansonsten wird gezeigt, dass sie auch nur Menschen mit Fehlern sind. Dennoch hat es nicht dazu beitragen, dass ich mit einem oder einer von ihr eine besondere Sicht hatte oder den Charakter jetzt auf irgendeine Art und Weise speziell mochte. Das Ende gefällt mir, trotz eines Klischees, richtig gut. Und auch der Schreibstil war mehr als angenehm.

Leseprobe:
Dr. Cyrille Blake sah auf die Uhr. Zehn nach acht. In fünfundfünzig Minuten würde ihr Leben ins Wanken geraten, ohne dass sie es hätte ahnen oder verhindern können.
Die Neuropsychiaterin klopfte zweimal an die Tür von Zimmer 1 im ersten Stock des Centre Dulac, das sie gegründet hatte und seit nunmehr fünf Jahren leitete. Keine Antwort. Sie trat ein. Ihre Patientin Pauline Babtiste saß auf dem Bett, die rosafarbene Decke über die Beine gezogen, und starrte geistesabwesend hinaus auf den wolkenverhangenen Himmel.
Die brünette Frau war zwischen fünfundreißig und vierzig Jahre alt - als etwa in ihrem Alter -, doch ihre Welt war aus den Fugen geraten. Ihr Ehemann und zwei ihrer drei Kinder waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Geblieben waren ihr lediglich drei Urnen und ein vier Monate altes Baby, ds sie, außerstande, es selbst zu versorgen, ihren Eltern anvertraut hatte. Sie hob das blasse Gesicht, das gezeichnet war von Schlaflosigkeit, den vielen unbeantworteten Fragen und tiefem Schmerz. Sie richtete die dunkel umschatteten Augen auf die Ärztin. Pauline hatte sie nach ihrem Selbstmordversuch um Hilfe gebeten. Das Zimmer war klein und schlicht, mit Holzjalousinen an den Fenstern und einem Kelim auf dem Boden. Die Patientin fühlte sich hier zwar nicht zu Hause, aber auch nicht unwohl.
"Wie haben Sie geschlafen, Pauline?"
Cyrille Blake setzte sich auf die Bettkante. Die junge Frau zog die Knie an die Brust.
"Besser. Ohne Albträume."

Fazit:
Das Buch war jetzt nicht schlecht, aber auch kein Kracher. Es befindet sich im soliden Mittelfeld, würde ich sagen. Es war wie gesagt, sehr angenehm zu lesen, zumindest was den Stil angeht, allerdings war die gefilterte Spannung dann doch am Ende nicht so das Wahre für mich. Natürlich muss der Charakter nicht durch das Buch gehetzt werden, aber ein wenig mehr Spannung oder zumindest weniger Luft für die Hauptcharakterin wären für mich persönlich besser gewesen. Ich denke nicht, dass ich das Buch ein weiteres Mal lesen werde, würde es aber gerne einer Freundin von mir mindestens vorschlagen. Das hier ist wieder ein Buch, bei dem ich sagen kann: Muss man nicht unbedingt gelesen haben, aber wenn man neugierig ist, dann kann man gerne mal zugreifen. Insgesamt bekommt das Buch von mir positive 3 Rubine. Das soll ebenfalls verdeutlichen, dass das Buch für mich einfach in der Mitte ist.







Quelle:
Selbst geschossen

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