Mittwoch, 11. Oktober 2017

[Rezension #57] Steamed



Name: Steamed - 30° West, 100° Liebe
Autor: Katie MacAllister
Genre: Steam Punk, Hetero, PWP, Action
Preis: € 9,99 [D] | € 10,30 [A]
Seiten: 332 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2011
ISBN: 978-3-8025-8430-5
Verlag: LYX / EGMONT Verlagsgesellschaften mbH




 Klappentext:
Nach einem missglückten nanomechanischen Experiment findet sich der Computertechniker Jack Fletcher zusammen mit seiner Schwester Hallie in einer fremdartigen Welt wieder. Jack ist allerdings begeistert, als er feststellt, dass er geradewegs in einem seiner geliebten Steampunk-Comics gelandet zu sein scheint. Octavia Pye, die Kapitänin des Luftschiffs, auf dem Jack und Hallie gestrandet sind, ist jedoch alles andere als glücklich über die blinden Passagiere. Sie will die ungebetenen Gäste so schnell wie möglich wieder loswerden, befindet sie sich doch auf ihrer Jungfernfahrt als Kommandantin und hat schon genug damit zu tun, sich bei ihrer neuen Crew durchzusetzen. Doch dann wird Jacks Schwester in Rom gefangen genommen und soll bei der bevorstehenden Hochzeit des Kaisers in London hingerichtet werden. Octavia, die sich längst in Jack verguckt hat, erklärt sich bereit, ihm bei Hallies Befreiung zu helfen. Aber sie geraten bald schon selbst in höchste Gefahr, als sie von einem geplanten Anschlag auf den Kaiser erfahren.
Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Werden sie London rechtzeitig erreichen, um Hallie zu retten und den Kaiser zu warnen? Und kann eine Liebe zwischen zwei Menschen Bestand haben, die aus verschiedenen Welten kommen?

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Als ich das Buch vor ein paar Wochen beim Netto gefunden habe, war es dort gerade im Angebot. So an sich hatte es mich schon interessiert, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es mitnehmen soll, was zum größten Teil am Steampunk lag. Ich konnte noch nie etwas damit anfangen und kann auch die Faszination dahinter überhaupt nicht verstehen, daher habe ich mich auch nie wirklich interessiert. Der Hype, den es mal vor ein paar Jahren darum gab, ging mir deswegen sogar ein wenig auf die Nerven. Dennoch meinte mein Freund, ich soll dem Buch trotzdem mal eine Chance geben. Also bin ich über meinen Schatten gesprungen und hab mir das Buch geholt. Das habe ich bereits das eine oder andere Mal gemacht, doch dieses Mal bereue ich den Kauf. Leider.

Bevor ich allerdings sage, warum mich das Buch enttäuscht hat: Am Steampunk lag es nicht. Es hat mich kaum gestört, im Gegenteil, es war eines der wenigen interessanten Dinge, die es in/an dem Buch gab, was ich sehr schade finde. Ein Genre, das mich nie hinterm Ofen hervorlocken will, gehört zu den Highlights. Die anderen sind der Anfang, das Glossar und auch die Tatsache, dass es in dieser Steampunk-Welt ein eigenes Zeitsystem gibt. Das ... war es dann leider auch schon. Der Anfang gefällt mir immer noch am besten, auch wenn er mir beim Lesen ein wenig seltsam vorkam. Dem Hauptcharakter werden so manche abenteuerliche Dinge nachgesagt, während dieser beteuert, dass er einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. Auch macht er ein Mordsgeheimnis aus seiner Vergangenheit, worauf er nicht wirklich eingehen möchte. Und es auch im restlichen Buch nicht tut. Auf der einen Seite will er nicht, dass ihn seine Vergangenheit ständig verfolgt, auf der anderen Seite macht er einen Mordsterz darum und beteuert immer wieder, wie er das lautlose Ausschalten von Leuten etc gelernt hat. Was genau er da gemacht hat, als er in der Armee (oder ähnliches war), darauf will er aber nie eingehen.

Naja, der Anfang ist auch ein wenig überhastet, man lernt den Charakter kennen bzw Eigenschaften, die dann mit seiner Dimensionreise einfach mal verschwinden. Vielleicht hat er sie dabei unterwegs verloren ... so landen die beiden als blinde Passagiere auf dem Luftschiff und die Crew ist mit den Beiden überfordert. Sie misstrauen den Beiden erstmal, zumal sie so "seltsam" gekleidet sind, in ihren Augen. Doch Octavia vertraut den beiden schließlich, was wohl daran liegt, dass sie den männlichen Fremden ziemlich interessant findet. Welcher nicht nur in eine andere Dimension gewechselt ist, sondern auch einfach mal seine Persönlichkeit zu 80% über Bord geworfen hat. Bzw das, was er bisher alles vorgespielt hat. Dass er in einer fremden Welt gelandet ist, wird ihm recht schnell klar, aber es beunruhigt ihn nicht, nein, er findet es cool. Eine lange Zeit macht er sich auch keine Gedanken darum, wie er und seine Schwester wieder in ihre alte Heimat zurückkehren können. Nein, hier steht erstmal der Spaß im Vordergrund. Und den hat er ganz besonders mit Octavia. Denn ihr Interesse an ihm wird erwidert.

Hals über Kopf verlieben sich die beiden und werden dann unzertrennlich. Leider nicht auf die niedliche Art, wie es bei kleinen Kindern oder langjährigen Freunden der Fall ist, eher im sexuellen Sinne. Aus dem neugierigen, zurückhaltenden Mann wurde ein richtiger Macho, der seine Freundin am liebsten 24/7 nehmen oder zumindest zur Verfügung gestellt haben möchte. Auch will er es ihr unbedingt zeigen, was für ein toller Hengst er doch im Bett ist und wie hart er es ihr besorgen kann. Zusätzlich überkommt ihn genau dann die Lust, wenn es grad nicht der richtige Moment ist und anstatt einfach mal auf den passenden Moment zu warten, verschwinden die Finger gerne mal gen Brust oder in tiefere, frauliche Gebiete. Octavia ist leider keinen Deut besser. Anfangs wirkte sie noch ziemlich selbstbewusst, doch kaum hatte sie ihr Herz an ihn verloren, ist sie ständig Butter in seinen Händen. Immer wieder muss sie betonen, wie unglaublich geil sie ihn findet, wie gut er es ihr besorgen kann und stachelt ihn in dem Geilheits-Wettbewerb, der zwischen ihnen herrscht, an. Auch fand ich es lustig, dass sie erst ewig auf die Verwendung von Kondomen (bzw französischen Überziehern, wie sie sie nennt) besteht, bis sie es einmal vergessen. Joah, danach vergessen sie es immer wieder, weil sie sich dann denken: Joah, scheiß drauf :D

Überhaupt sind die Charaktere recht dünn und mir fällt zu manchen nur höchstens zwei Charaktereigenschaften ein, die Crew von Octavia ist nicht nur grau, sondern dunkelgrau. Und die Story ... naja, sie ist nicht wirklich überzeugend. Hallie will einfach nur nach Hause, was auch verständlich ist. Jack ist einfach nur hinter Octavia her und diese hinter ihm. Dass die Schwester entführt wird, wirkt eher wie eine Ausrede von einer Story, genauso wie der Rest der Story. Vieles wird nicht wirklich geklärt, welche Personengruppe nun die Gute ist und welche nicht. Irgendwelche Gruppierungen greifen sich wild gegenseitig an, als hätten sie es vorher ausgewürfelt. Oder als würde es wie der Zettel zur Kehrwoche im Flur hängen. Viele Seiten gehen nicht wirklich auf die Rettung der Schwester ein, sondern eher darum, wie unsere Turteltäubchen es sich gegenseitig besorgen, zum Klimax bringen und das immer wieder und wieder. Anfangs fand ich es etwas ungewohnt, dass es so schnell zur Sache ging, aber irgendwann war ich es Leid es zu lesen. Die Nervigkeit konnte nur noch damals von der "Schuhliebhaberin" getoppt werden, denn in dem Buch gab es in jedem Kapitel Sex und der wurde auch immer seltsamer. Ich finde es schade, dass hier auf dem Buch und im Klappentext was von Liebe steht. Natürlich, erwachsene Menschen verlieben sich anders als Teenies und schlafen auch miteinander, das ist vollkommen normal. Aber dass man dann nur noch permanent Sex hat, selbst wenn es gerade nicht so passt ... ne, das hat mir dann doch die Lesefreude genommen. Und wie gesagt, die Story drumherum wirkte wie eine billige Ausrede. Wie bei einem PWP oder einem Hentai. Wie beim bekannten "Stroh in der Ecke" wird auch hier nicht viel Zeit verschwendet.

Da fällt mir noch ein, Octavia hat auf dem Schiff einen glühenden Verehrer. Anfangs sind seine vergeblichen Versuche noch unterhaltsam, aber irgendwann wird auch er einfach nur langweilig und ich dachte mir nur "Nein, nicht schon wieder der >_>", wenn er mal wieder mit seinem Gehabe aufgetaucht ist.

Leseprobe:
"Guten Morgen, Jack. Ist das ein Molekulardetektor in deiner Tasche oder freust du dich nur, mich zu sehen?"
Die Stimme, die ertönte, als ich vorbeiging, war weiblich, sanft und erotisch wie die Sünde. Ich blieb stehn und grinste eine der beiden Frauen an, die hinter dem großen, nierenförmigen Empfangstisch standen, der die Eingangshalle des Nordic-Tech-Gebäudes zierte. "Morgen, Karin. Würde es gegen die Personalrichtlinien verstoßen, wenn ich dir sagen würde, wie gut mir dieses Oberteil gefällt?"
Die rothaarige Empfangsdame kicherte und beugte sich vor, um mir einen besseren Einblick in ihren Ausschnitt zu gewähren. Sie hatte ein Top an, das sie freitags, wenn lässigere Kleidung erlaubt war, gerne trug. "Wahrscheinlich, aber ich verrate es keinem. Du kennst meine Grundsätze, Jack."
"Was in der Rezeption geschieht, bleibt auch in der Rezeption?", fragte ich augenzwinkernd.
Sie kicherte wieder. "Ganz schön frech. In Khaki siehst du übrigens zum Anbeißen aus. Ist das das neue Shirt der Airship Pirates?"
"Ja. Ich habe sie gestern Abend in der Gießerei gesehen", antwortete ich. Das war ein Lokal, in dem Gruppen auftraten, die sich ein wenig abseits des Mainstreams bewegten. Ich drehte mich, damit sie die Rückseite des Shirts bewundern kann.

Fazit:
Ganz ehrlich, unter der Beschreibung habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Dass es ein aufregendes Abenteuerbuch mit Steampunk-Setting werden würde. Dass es zwar eine Romanze gibt, diese allerdings in den Hintergrund gerückt wird. Dass sie keine allzugroße Rolle spielen würde. Doch das hier ... ja, das Buch hat mich richtig enttäuscht. Was ich schade finde, da ja die Idee an sich richtig ist. Allerdings wird auf vieles gar nicht oder nicht richtig eingegangen, vieles wird nur spärlich behandelt und die zwei Hauptcharaktere sind am Ende nur noch dafür da, sich gegenseitig zu verführen und zu befriedigen. Als hätten sie jeden anderen Berechtigungsgrund zur Existenz verloren. Das Buch würde ich jedem empfehlen, der mal Lust auf einen leichten PWP-Roman hätte. Aber Steampunkfans sollten lieber die Finger davon lassen. Es spielt zwar zu der Zeit und ein bisschen gibt es auch Steampunk-Elemente in der Story drumherum, aber da holt man sich doch lieber ein anderes Buch, bevor man enttäuscht wird. Auch habe ich mit dem Gedanken gespielt, dass ich das Buch abbreche, aber ich dachte mir: die letzten 30 oder 40 Seiten wirst du auch noch schaffen. Vieles ist auch im Husch-Husch-Verfahren behandelt worden ... so kann ich dem Buch leider nur 2 Rubine geben.







Quelle:
Selbst geschossen

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