Sonntag, 11. März 2018

[Rezension #67] Hannes



Name: Hannes
Autor: Rita Falk
Genre: Drama, Krankheit, Freundschaft
Preis: € 17,90
Seiten: 203 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2012
ISBN: 978-3-423-28001-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG




 Rückentext:
"Mensch Hannes, das Frühjahr beginnt, und du liegst da und rührst dich nicht. Heut früh hat es schon überall nach Frühling geduftet. Das wäre der erste Sommer für mich seit einundzwanzig Jahren, den ich ohne dich verbringe. Also habe ich angefangen, dir zu schreiben, Hannes. Heute übergebe ich diese Briefe in tiefer Dankbarkeit. Sie haben mein Leben gerettet."

Niemand weißt, ob Hannes nach dem schweren Unfall je wieder aus dem Koma erwachen wird. Doch einer glaubt ganz fest daran: sein bester Freund Uli. Und der versucht auf seine Art, Hannes zurück ins Leben zu holen ....

Ein bittersüßer Roman über Freundschaft und Tod. Über das Festhaltenwollen. Und über das Leben.

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Da ich den Roman vorher nur als Titel kannte, aber nichts über die Story wusste, hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Zwar hatte ich erwartet, dass der Hauptcharakter Hannes heißen würde und dass die Geschichte nach ihm benannt wurde, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Die Geschichte wird in Form von Briefen von Uli an Hannes erzählt, was am Anfang etwas seltsam wird. Die Briefe sind ein wenig wie ein Bericht aufgebaut, weniger wie ein Brief, den man seinem besten Freund schreibt. Möglicherweise ist es Absicht, vielleicht soll es auch zeigen, dass  Uli wohl sonst eher weniger Briefe schreibt und damit auch keine Erfahrung hat. Da er ja sowieso mit der ganzen Situation überfordert ist, kann sich das auch durchaus in den ersten Briefen zeigen. Später kommt dann etwas mehr Leben rein, so dass die Briefe auch wirklich wie Briefe wirken und nicht wie Unfallberichte. Diese Erzählart über Briefe finde ich cool, man erfährt genug, dass man sich über die Leute rund um Hannes und Uli ein gutes Bild machen kann, wie auch über den Unfall und das aktuelle Geschehen.
Leider können mich die Charaktere und die Story nicht überzeugen, jedenfalls nicht so wirklich. Zu meinem Glück ist keiner meiner Lieben ins Koma gefallen, daher kann ich nicht genau beurteilen, wie realistisch die Reaktionen und Handlungen mancher Personen sind oder nicht. Besonders die Handlungen von Ulis Freundin und Eltern kamen mir doch etwas zu unrealistisch und dramatisch vor, als müsste das Dramalevel unbedingt oben gehalten werden. Als müsste unbedingt gezeigt werden, dass das Schlechte aus den Leuten rauskommt, sobald etwas in der Richtung passiert. Auch war der Hauptcharakter nicht sonderlich interessant, zumindest nicht für sich alleine. Man kann zwar rauslesen, dass er seine Arbeit, sein Bike und seinen Kumpel mag, dafür aber die Handlungen der anderen nicht. Das war es eigentlich auch schon und ich habe ich für eine lange Zeit vergessen, wie Ulis Name lautet. An sich ist er sonst sehr blass und besteht nur noch aus Hannes, Arbeit und ein bisschen Privatleben. Seine Arbeit im Vogelnest war dagegen sehr interessant und die Passagen habe ich sehr genossen.
Das Ende wirkt ein wenig gehetzt und überstürzt, auch wenn ich an sich mit einem solchen Verlauf gerechnet habe. Auch wenn ich gehofft hatte, dass es nicht dazu kommt, habe ich mich die ganze Zeit über gefragt, wie es wohl mit Hannes ausgehen wird.


Leseprobe:
Heute ist der Jahrestag. Es ist auf den Tag und die Stunde genau diesselbe Zeit. Es hat sich gejährt, mein Freund. Mein lieber Freund, Hannes. Es ist die Stunde, in der ich in deinem Blut und Urin knie, und dein Kopf ruht auf dem kalten Asphalt, gefühlte Ewigkeiten lang. Ich sehe das Blaulicht und höre die Sirenen. Die vielen Menschen um uns rum. Schließlich der Rettungshubschrauber. "Verdammte Scheiße", aus deinem blutenden Mund. Danach schließt du die Augen, wenn auch nicht ganz, ein winziger Spalt bleibt offen. Ich bücke mich tief über dich und kann deine Augäpfel sehen. Irgendwelche Hände zerren auf einmal an mir. Andere greifen nach deinem leblosen Körper. Dein Blut läuft langsam in den Rinnstein und nimmt mein Herz mit sich. Beides verliert sich in der Ferne.
An die nächsten Wochen habe ich kaum Erinnerungen. Ein dröhnender Schmerz lag auf mir wie Blei. Dann habe ich angefangen dir zu schreiben, Hannes. Ich habe dir mein Leben niedergeschrieben, und das hat geholfen, nicht den Verstand zu verlieren. Viele der Zeilen hätte ich dir gerne erspart, mein Freund. Anderes wieder ließ meine Finger in Extase zucken bei jedem einzelnen Wort. Nun ist es an der Zeit, mich von den Briefen zu trennen, und ich übergebe sie heute in tiefer Dankbarkeit. Sie haben mein Leben gerettet.


Fazit:
Das Buch hier ist ganz ok, aber ich muss sagen, dass es mich doch nicht so wirklich vom Hocker gehauen hat, wie ich es gehofft hatte. Das Thema und auch die Art, wie die Geschichte erzählt wurde, war ziemlich interessant und auch gut umgesetzt. Allerdings konnte ich mit keinem der Charaktere so wirklich was anfangen und das machte die Geschichte dann ein bisschen langweilig für mich. Ich hatte auch zwischendrin überlegt, ob ich das Buch abbrechen soll oder nicht, hab mich dann aber dagegen entschieden. Auch das hier ist ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss. Kann mir aber vorstellen, dass es so in den Klassen 7-10 oder darüber recht gut als Schullektüre geeignet wäre. Von mir bekommt das Buch insgesamt 3 Rubine.








Quelle:
Selbst geschossen

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