Donnerstag, 3. MĂ€rz 2022

[Rezension #153] Und ich leuchte mit den Wolken

Titel: Und ich leuchte mit den Wolken

Autor*in: Sophie Bichon

Erschienen in Deutschland: 2021

Originaltitel: -

Erschienen in (anderes Land): -

Übersetzer*in: -

 

 

 

Weitere Informationen:

Genre: Lesbian Romance, Drama, Slice of Life

Preis: € 12,99 [D] | € 13,40 [A]

Seiten: 447

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-453-42530-9

Verlag: Wilhelm Heyne Verlag

 

RĂŒckentext:

Lilou sitzt im Zug nach Paris. Nach dem bestandenen Abitur möchte sie in der Heimatstadt ihrer Mutter erfahren, wer sie wirklich ist. Kurz vor Paris steigt Mignon zu. Sie ist cool, wunderschön, und obwohl sie mit Lilou zu flirten scheint, bleiben ihre Augen ernst und ihre ganze Haltung abweisend. Dennoch hat Lilou das GefĂŒhl, dass Mignon in ihr Innerstes blickt. Beim Abschied am Gare du Nord spĂŒrt sie: Diese Frau könnte ihr gefĂ€hrlich werden, und dafĂŒr hat sie keinen Platz in ihrem Leben. Zwei Wochen spĂ€ter trifft sie Mignon zufĂ€llig auf einer Party wieder, und ihr wird klar, dass diese magische IntensitĂ€t nicht nach Grenzen fragt.

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Das hier ist neben "Love with Pride" der zweite Lesbian Romance Roman, den ich damals beim Stöbern in der Buchhandlung zufÀllig gefunden und dann mitgenommen habe. Mir ist besonders das Farbenspiel mit den bunten Stellen und dem kontrastreichen Schwarz sofort ins Auge gestochen und es gefÀllt mir auch heute noch sehr gut.

Der Schreibstil war sehr angenehm und wenn ich das Buch mal nicht gelesen habe (es war mein Abendbuch), dann nicht, weil ich keine Lust darauf hatte, sondern weil ich zu mĂŒde dafĂŒr war.

Lange Zeit beim Lesen war ich mir nicht sicher, wie ich ĂŒber das Buch denken soll, es ist eines dieser BĂŒcher, die es mir nicht leicht gemacht haben. Zwar gefĂ€llt mir die ganze Geschichte zwischen Mignon und Lilou, auch gefĂ€llt es mir, dass die Nebencharaktere auch die eine oder andere Beziehung haben, aber der andere Teil der Geschichte ... ich weiß nicht. Die Rahmenhandlung ist ja, dass Lilou nach Paris fĂ€hrt, um etwas ĂŒber ihre Mutter zu erfahren und lernt dabei Mignon kennen. Der Mignon-Teil der Geschichte ist auch echt super geworden. Der Mutter-Teil dagegen nicht so.

Das liegt vor allem daran, dass da viel zu wenig passiert, teilweise sogar gar nichts. Anfangs fĂ€hrt sie nach Paris, und es ist erstmal unklar, was jetzt genau mit der Mutter los ist, zumindest ich habe erstmal ein wenig gebraucht, um es zu kapieren. Erst dachte ich, ihre Eltern wĂ€ren schlicht geschieden und sie fĂ€hrt jetzt zu ihrer Mutter. Dann dachte ich, die Mutter wĂ€re gestorben und Marie geht jetzt auf Spurensuche, um mehr ĂŒber die pariser Seite ihrer Mutter zu lernen. Es hat dann ein paar Kapitel gedauert, bis ich kapiert habe, was eigentlich wirklich los ist.

Und dann... naja, es passiert nicht viel. Zwar hat Lilou eine Ahnung, wo ihre Mutter arbeiten könnte, macht aber keine Anstalten, da mal hinzugehen. Sie ruft da mal an, aber das wars. Sie bekommt keine Infos, aus DatenschutzgrĂŒnden. Dann könnte sie doch einfach mit ihrem Ausweis da hinlaufen und sagen: Hey, ich bin die Tochter, hier ist der Beweis, könnte ich bitte Infos haben? Das ist auch irgendwie das letzte, was sie macht, Mignon hilft ihr spĂ€ter auch mal, aber mehr passiert da auch nicht. DafĂŒr, dass sie extra fĂŒr ein Jahr nach Paris reist, zeigt sie ziemlich wenig Initiative. Stattdessen hĂ€ngt sie stĂ€ndig mit Mignon und Co rum. Die auch irgendwie stĂ€ndig Zeit zum RumhĂ€ngen haben - vllt wurden hier Urlaubstage geopfert. Oder es passiert immer am Wochenende.

Btw, Lilou und Mignon, hier gab es ein Muster, was ich schon aus "Love with Pride" kannte: Eine, die Angst hat, dass die andere es nicht ernst meint oder sie wieder zurĂŒckweist und ein tramatisches Erlebnis in der Vergangenheit hat, das sie prĂ€gt. Die andere, die sich dazu erstmal kennenlernen und herausfinden muss, welches Label zu ihr passt. Am Ende entscheidet sie sich fĂŒr keins, was auch vollkommen in Ordnung ist. Mir kam das nur eben stĂ€ndig in den Sinn, dass es in "Love with Pride" genauso war, wenn auch natĂŒrlich mit anderen Charakteren, anderen UmstĂ€nden und einem anderen tramatischen Erlebnis.

Nur wurde ich hier nicht so ganz warm mit den Charakteren, bzw eher mit Mignon als mit Lilou. Sie war lange Zeit verwirrt und ich konnte es nachvollziehen, da sie einfach nicht wusste, warum sie sich nicht in die MĂ€nner verliebt, mit denen sie was hatte. Gut, das Problem habe ich nicht, aber es war dennoch nachvollziehbar geschrieben, warum sie so mit sich hadert. Dass sie das anfangs nicht offen zeigen konnte, fand ich ein wenig schade, da konnte ich Lilous Reaktionen dann wieder besser verstehen. Ansonsten, dass Lilou hier und da zur Dramaqueen mutiert, fand ich dagegen ein wenig nervig.

Was ich auch nervig fand, war, wie der Handlungsstrang mit der Mutter gelöst wurde. Wie gesagt, es passiert erstmal nichts, und dann auf einmal, mit einem Bumms, kommt die Auflösung. Danach hat Lilou aus mir unbekannten GrĂŒnden ĂŒberhaupt keine Lust mehr, ihre Mutter aufzusuchen oder nĂ€her kennen zu lernen, nur, weil sie vermutlich eine starke psychische Erkrankung hat. Gut, sie hat davor auch herzlich wenig getan, um ihre Mutter zu finden und dass es am Ende aufgelöst wurde, war einfach nur ein Mega-Zufall. Auch wie es aufgelöst wurde, fand ich sehr seltsam und etwas zu zufĂ€llig. Aber dass jemand, die Angst vor Abweisung hat, dann selbst jemanden einfach aufgibt nur wegen einer Krankheit ... keine Ahnung, was ich davon halten soll. Nicht jeder Mensch ist gesund, ob nun geistig oder physisch, aber deswegen jemanden aufgeben? No way. Da konnte ich Lilou am wenigsten im gesamten Buch verstehen.

Wie sich dagegen die Geschichte zwischen Lilou und Mignon entwickelt hat, fand ich dagegen sehr schön und es hat mir auch gut gefallen. Das hat das ganze Buch dann doch angenehm gemacht. Wenn auch nicht ganz.

 

Fazit:

Hm, jetzt klang ich doch etwas wĂŒtender als ich es eigentlich bin. Aber ich bin doch ein wenig enttĂ€uscht, da es hier und da Stellen gab, die mich eher unzufrieden gemacht haben. Anfangs hatte ich das GefĂŒhl, dass mich das Buch nicht zu 100% ĂŒberzeugt, aber ich konnte nicht genau sagen, warum. Jetzt kann ich es. Schade eigentlich, aber damit mir das Buch besser gefĂ€llt, mĂŒsste es von Grund auf anders aufgebaut sein. Es mĂŒsste wirklich ĂŒberzeugend rĂŒberkommen, dass Lilou nach ihrer Mutter suchen will und mehr macht, als in eine andere Stadt zu fahren. Sie scheint ja sonst so ein aktiver Mensch zu sein, der sofort loslegt und nicht erst morgen, daher konnte ich ihr Zögern oder wie man das nennen soll, nicht verstehen.

Als ich am Anfang der Rezension war, war ich mir unsicher. Aber beim Schreiben habe ich viel darĂŒber nachgedacht und ich denke, ich weiß jetzt mehr, was ich ĂŒber das Buch denke. Und auch, dass ich es eher nicht behalten werde.

Von mir bekommt das Buch insgesamt drei Sterne, es ist nicht schlecht, aber auch nicht perfekt. Aber fĂŒr vier Sterne wiegen die negativen Punkte doch etwas zu schwer.

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen

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