Titel: Quartett im September
Autor*in: Utta Danella
Erschienen in Deutschland: 2020 (Neuausgabe)
Originaltitel: Quartett im September
Erschienen in Deutschland: 1967 (Originalausgabe)
Ăbersetzer*in: -
Weitere Informationen:
Genre: Hetero, Slice of Life
Preis: € 6,99 [E-Book]
Seiten: 260 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-957-51360-1
Verlag: Schneekluth Verlag (Originalausgabe), hockebooks (Neuausgabe)
Inhalt:
MĂŒnchen, in den 60er-Jahren. Die erfolgreiche Werbetexterin Vera hat eine Trennung hinter sich – wieder eine Leidenschaft, die den Alltag nicht ĂŒberlebt hat. Vera beschlieĂt, mit ihrem geliebten Pferd Urlaub in dem kleinen Kneipp-Kurort Bad Waldhofen zu machen. MĂ€nner sollen in ihrem Leben keine Rolle mehr spielen. Zeit, an eine unabhĂ€ngige Zukunft zu denken. Sie genieĂt den SpĂ€tsommer auf dem gut gefĂŒhrten Reitstall, auch wenn ihre Ă€ngstliche Stute und sie mit dem Landleben nur langsam warm werden. Vielleicht ein neues Buch schreiben? Die KurgĂ€ste liefern genĂŒgend Material fĂŒr interessante Geschichten. Auch der zurĂŒckhaltende Besitzer von Timotheus, mit dem sich ihre Vollblutstute Lorine so gut versteht. Die Liebe zu den Pferden bringt Vera und den zurĂŒckgezogen auf dem Land lebenden Dr. Gerlach einander nĂ€her, mehr haben beide nicht geplant …
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Auch das hier ist ein Buch, das ich nur fĂŒr die ABC-Challenge angefangen habe, da mir dort noch ein Buch mit dem Buchstaben "Q" gefehlt hat. HĂ€tte es die Challenge nicht gegeben, hĂ€tte ich das Buch recht schnell abgebrochen. Zwar ist es schon sehr lange her, dass ich eine Geschichte gelesen habe, in der Pferde eine wichtige Rolle gespielt haben bzw eines der Hauptthemen waren, aber vor dem Lesen habe ich mir nichts dabei gedacht.
Doch bereits, als ich die "Anmerkungen des Autors" gelesen habe, habe ich so langsam die ganzen "Warnungen" vor Pferdefans verstanden. Bereits in den Anmerkungen spricht die Autorin davon, was fĂŒr ein herrliches GlĂŒck es doch ist, dass wir Pferde haben und dass sie Menschen "bemitleidet", die sich nicht auf den RĂŒcken eines Pferdes setzen, sondern sich in ein kleines Auto zwĂ€ngen. Jetzt bin ich nicht der gröĂte Autofan, absolut nicht, aber das fand ich dann doch ziemlich bescheuert. Genau solche Missionierungen gehen mir ziemlich auf die Nerven und ich muss zugeben, die Anmerkungen haben mir bereits viel von meiner Leselust am Buch gekillt. Auch sind die Anmerkungen bereits sehr hochgestochen beschrieben, wie es danach auch öfters die Gedanken der Protagonistin sind. Da die Gedankenwelt der Autorin und der Protagonistin 1:1 die gleichen sind, kam mir besonders der Anfang wie ein self-insert vor. Ich kann mich natĂŒrlich auch tĂ€uschen.
Apropos Protagonistin, vermutlich liegt es daran, dass das Buch aus den 60ern ist, ich allerdings in den 90igern geboren wurde und damit zu Generation Y aka Millennials gehöre, und damit ein komplett anderes Mindset habe als die Menschen der damaligen Zeit. Vermutlich kann ich deshalb keine Verbindung zur Protagonistin aufbauen, denn diese ist mir von Anfang bis Ende total unsympathisch.
Besonders, wie sie sich fĂŒr was deutlich besseres hĂ€lt als ihre Umgebung; und wie Reiten von ihr als das Höchste glorifiziert wird, hat mich am meisten abgeschreckt.
Da kommen dann so SĂ€tze wie:
"Damals machte ich durch Zufall die Bekanntschaft eines Mannes, der gesellschaftlich weit unter mir stand. Ein ganz einfacher Mann, ein Mann aus dem Volk gewissermaĂen"
Den Mann hat sie dann schlieĂlich recht schnell sitzen gelassen. Warum?
"Und als ich ihn nach einiger Zeit verlieĂ, verlassen musste, denn was sollte ich auf Dauer mit ihm anfangen, ihn schĂ€mte mich vor meinen Bekannten, ich zeigte mich mit ihm nicht, er war nun mal aus einer anderen Schublade, und es ging eben einfach nicht ..."
Wow, einfach nur wow. Gut, keine Ahnung, wie es damals in den 60er-Jahren war, aber der Stand eines Menschen ist doch nicht so wichtig. Als wÀre sie ne GrÀfin oder so was, dabei ist sie auch nur ein normaler Mensch aus dem normalen Volk, bildet sich aber ein sonst wer zu sein.
Und auch gegenĂŒber ihrem neuesten Schwarm zeigt sie sich nicht gerade von ihrer besten Seite in ihrer Gedankenwelt. Könnte aber auch wieder eine Sache aus den 60ern sein, die damals vollkommen normal war.
"Wenn er mir was will, dann soll er sich gefÀlligst anstrengen. In der Beziehung bin ich eine altmodische Dame."
Nicht nur altmodisch, sondern auch verdammt fordernd und anstrengend. Was auch immer ihr Schwarm in ihr sieht, ich sehe es nicht. Ich an seiner Stelle hÀtte auf sie keine Lust. Zumal es sie auch nicht wirklich stört, mit einem verheirateten Mann eine AffÀre zu beginnen, wÀre ja nicht ihre erste. Zwar sagt sie hier und da mal, dass es nicht richtig wÀre, aber vermutlich nur um ihr Gewissen zu beruhigen.
SpĂ€ter trifft sie dann auch unerwartet ihren Ex wieder, ihren letzten, da er sie wieder zurĂŒckhaben möchte. Aber sie will verstĂ€ndlicherweise nicht, da er ihr mal fremdgegangen ist. Was auch wieder so ne Doppelmoral ist, wenn sie mit einem vergebenen Kerl rummacht, ist das dagegen vollkommen in Ordnung.
Ihr Schwarm bekommt davon mit und wird ein bisschen zu sehr eifersĂŒchtig, aber zu dem Zeitpunkt hat mich ehrlich gesagt ĂŒberhaupt nichts mehr gejuckt oder sonderlich groĂ gewundert.
Sie kapiert es natĂŒrlich sofort, dass er eifersĂŒchtig ist und meint: "Liebe ohne Eifersucht ist ein alter Hut. Also ein bisschen liebt er mich doch. Und diese kĂŒhle Maske, die er da so vor sich hintrĂ€gt, ist eben doch nicht echt. Ich habe es bisher an seiner Liebe gemerkt. Nun merke ich es an seiner Eifersucht."
Ich konnte hier nur mit dem Kopf schĂŒtteln, zumal sich die gute Dame hier selbst wiederspricht. Erst sagt sie "Oh, er liebt mich ja doch!", spricht aber zwei SĂ€tze was davon, dass sie "es bisher an seiner Liebe gemerkt" habe. Also hast du jetzt schon vor der Eifersuchtsszene gewusst, dass er dich liebt oder nicht? Entscheide dich doch mal!
Was mich dann aber vollkommen sprachlos gelassen hat, war die Szene, die direkt im Anschluss kam. Die beiden streiten sich erstmal, dann versöhnen sie sich wieder und haben Sex. So ganz lÀsst es ihn aber noch nicht los, dass sie noch kurz mit ihrem Ex geredet hat und naja, lest einfach selbst, ich denke, ihr seht was ich meine:
"Wir drei, Xaver, Tom und ich, haben uns schön hÀuslich eingerichtet. Aber dann kommt er, scheucht die beiden Tiere ziemlich barsch weg, und dann komme ich dran. Ein bisschen gewalttÀtig ist seine Liebe heute, ich werde morgen ein paar blaue Flecken haben. Wunderbar ist das! Nein, ich kenne diesen Mann noch lange nicht."
Da wusste ich nicht mehr, was ich zu dem ganzen Buch ĂŒberhaupt noch denken sollte. "Ein bisschen gewalttĂ€tig ist seine Liebe heute", keine Ahnung, was ich mir darunter vorstellen soll. VerprĂŒgelt er sie dabei? Wird sie gar vergewaltigt? Warum findet sie das wunderbar, dass er sie aus Wut und Eifersucht beim Sex verletzt? Was stimmt mit der Frau nicht?
Gut, mal weg von dieser schrecklichen Frau und zum Rest des Buches. Denn so viel an Story gibt es nicht. Es gibt die Momente, in denen sie mit ihrem Pferd herumreitet, was ziemlich nervig ist. Jetzt bin ich kein Pferdeexperte, aber dass das Pferd stĂ€ndig herumscheut und sich zu nix ĂŒberreden lĂ€sst, oder nur sehr schwer, hat mich beim Lesen immer wieder gestört. Ansonsten verbringt sie halt irgendwie ihren Alltag oder geht mit ihrem Schwarm auf ein Date. Hin und wieder trifft sie sich mit einem Freund, von dem sie genau weiĂ, dass er auf sie steht, heult sich bei ihm aus und kĂŒsst ihn sogar mal. Und dann sagt sie, er soll sich keine falschen Hoffnungen machen ... alles klar. Ich kĂŒsse auch meine Freunde auf den Mund ... ne, Moment, nein, mache ich nicht XD
Robert dagegen ist irgendwie seltsam, er baut die ganze Zeit unnötig eine Aura des Unnahbaren und Geheimisvollen auf, aber am Ende ist es nur Schall und Rauch. So wirklich interessant wird er nicht und so ging auch die Liebesbeziehung zwischen den beiden komplett an mir vorbei, was ich schade finde. Ich mag Liebesgeschichten, aber nur, wenn ich die Emotionen selbst auch spĂŒren kann. Hier war das einzige, was ich gespĂŒrt habe, meine Augen, wie sie in Gedanken wieder und wieder herumgerollt habe.
Von den restlichen Charakteren bekommt man kaum was mit und sie spielen auch kaum eine Rolle. Bei vielen wusste ich auch irgendwann nicht mehr, wer wer ist, aber irgendwann habe ich mir auch keine MĂŒhe gegeben. Habs dann einfach aus dem Kontext gezogen, welche Funktion der Charakter grad hatte.
Fazit:
Wenn mich der Hauptcharakter so nervt wie sie es hier tut, breche ich das Buch normalerweise ab. Aber ja, wie gesagt, ich brauchte es fĂŒr meinen ABC-Challenge, und ich wollte nicht noch ein Buch mit "Q" anfangen, zumal es nicht so einfach ist, ein Buch zu finden, dessen Titel mit dem Buchstaben anfĂ€ngt. Von mir bekommt das Buch insgesamt einen Stern und ich kann es absolut nicht empfehlen. Vielleicht gefĂ€llt es ja jemanden, der in den 60ern seine Jugend oder Kindheit verbracht hat, aber fĂŒr jemanden wie mich ist das nichts.
Quelle:
Foto: Selbst geschossen
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