Titel: Die Widerspenstige
Autor*in: Iny Lorentz
Erschienen in Deutschland: 2017
Originaltitel: -
Erschienen in -: -
Ăbersetzer*in: -
Weitere Informationen:
Genre: Historisch, Action, Hetero
Preis: € 10,99 [D] | € 11,30 [A]
Seiten: 677
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-426-50412-3
Verlag: Knaur Verlag
Inhalt:
Johanna van Allersheim kann nur als Mann verkleidet einer erzwungenen Ehe entfliehen. Anstatt Sicherheit bei ihren Verwandten in Polen zu finden, gerĂ€t sie in gefĂ€hrliche Abenteuer, die sie zwingen, ihre Rolle weiterzuspielen. Als dann der Befehl an alle MĂ€nner ergeht, sich dem königlichen Heer anzuschlieĂen, ist es zu spĂ€t, ihre Tarnung aufzugeben. Die Truppen des Osmanischen Reiches ziehen gegen Wien, und Johanna muss sich ihren Platz im Leben und ihr GlĂŒck unter widrigsten UmstĂ€nden erkĂ€mpfen.
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das Buch habe ich mir irgendwann gekauft, allerdings kann ich nicht mehr genau sagen, wann und wo ich es mir geholt habe. Es war wohl im Angebot, wegen ein paar leichten SchÀden, daher vermute ich mal, entweder in irgendeinem Supermarkt oder in einem normalen Buchladen. Aber das spielt ja auch keine Rolle. WÀre nur interessant zu wissen gewesen, wie lange das Buch auf meinem SuB gelegen ist, einfach, um meine Neugierde zu befriedigen.
Apropos Neugierde, ich war schon ziemlich neugierig, wie sie die Idee bei diesem Buch umsetzen wĂŒrden. Immerhin hatten sie eine Ă€hnliche Idee bereits in einem anderen Roman, genauer gesagt bei "Die Kastratin", ein Buch aus dem Jahr 2003. Dort musste sich eine junge Frau ebenfalls als Mann verkleiden, da sie als mĂ€nnlicher Kastrat durchgehen musste. Denn ihr Geheimnis durfte auch nicht aufgedeckt werden, da es sonst zu sehr starken Schwierigkeiten gefĂŒhrt hĂ€tte. Klar, es kann einem beim Schreiben passieren, dass man eine Idee nochmal verwendet, solange es nicht ganz 1:1 die gleiche Kopie ist. Und ich muss sagen, allein schon der Unterschied zwischen dem Alltag eines SĂ€ngers und dem eines KĂ€mpfers ist sehr groĂ.
Daher kann man sagen, dass die gleiche Idee bei zwei verschiedenen UmstÀnden und Charakteren ein ganz anderes Endergebnis haben kann, wie auch eine andere Umsetzung.
Allerdings muss ich sagen, dass mich die Idee hier nicht so gut ĂŒberzeugt hat.
Das liegt vor allem an drei Dingen. Der erste Punkt ist die Seitenhandlung der, ich sag mal, Bösewichte der Geschichte. Bei Iny Lorentz BĂŒchern ist in den ersten Seiten sehr schnell klar, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Das habe ich ja bereits bei vielen anderen BĂŒchern des Autorenpaars angesprochen. Klar, manchen könnte das zu simpel sein, aber ich find das irgendwie entspannend. Das ist halt bei diesen BĂŒchern so und stört mich ehrlich gesagt nur selten. Wenn ich es etwas komplexer haben will, lese ich eben was anderes.
Man bekommt aber auch oft nicht nur die Seite der Guten zu lesen, sondern auch die der Bösen, ihren Werdegang wĂ€hrend der Geschichte, was sie so erleben, ob und wie ihr Plan aufgeht und mit welchen Schwierigkeiten sie sich konfrontiert sehen. Denn in den Geschichten haben nicht nur die Guten Hochs und Tiefs, sondern auch die Bösen. Es ist toll zu sehen, wie sich am Ende alles gegen sie wendet und sie die Konsequenzen ihrer bösen Taten zu spĂŒren bekommen.
Hier ist es allerdings nicht wirklich der Fall. Man verfolgt die Bösen fĂŒr eine kurze Zeit, dann bekommen sie kaum noch Screentime und manchmal passiert doch viel zu viel Zeit, bis man da mal wieder was von ihnen sieht. Auch deswegen wirkt die Bestrafung am Ende nicht so befriedigend. Manchmal kam es mir sogar so vor, als hĂ€tte das Autorenpaar vergessen, dass die auch noch existieren. Zumal die Bösen auch mit kaum bis keinen Schwierigkeiten zu kĂ€mpfen hatte. Das hat mir dann doch ein bisschen gefehlt.
Der zweite Punkt ist der Teil mit den KÀmpfen, da kam ich oft durcheinander, wer jetzt nun grad gegen wen kÀmpft. Auch kam ich oft bei den Namen durcheinander, was aber auch daran liegen könnte, dass ich bisher nur ganz wenig mit polnischen Namen zu tun hatte. Dazu noch mein schlechtes NamensgedÀchtnis ... da war es auch beispielsweise nicht hilfreich, dass es in der gesamten Geschichte zwei oder ich glaub sogar drei verschiedene Jans gab. Da kam ich dann auch immer mal wieder ein wenig durcheinander. Das rechne ich jetzt dem Buch auch nicht negativ an, ist wie gesagt eher ein Ich-Problem, als eins des Buches.
Allerdings wirkten auch die KĂ€mpfe total gleich fĂŒr mich und damit nicht sonderlich aufregend. Sie kĂ€mpfen gegen irgendwelche Gegner, "Jan" macht einen auf Ein-Mann-Armee und beeindruckt damit den Rest der Mannschaft. Achja, "Jan" ist der mĂ€nnliche Tarnname, den sich Johanna verpasst hat.
Dadurch wirkte das Buch leider stellenweise jetzt nicht so interessant zu lesen, was eigentlich schade ist. Aber ich bin ehrlich, ich war froh, wenn ich auch mal was anderes als Schlachten zu lesen bekam. Klar, das gehört halt nun mal zum Krieg dazu, aber wenn die KÀmpfe sich alle gleich lesen ... nicht sehr hilfreich. Dadurch wird das Buch unnötig gestreckt.
Der letzte Punkt, der mich ein wenig gestört hat, war Johannas Geheimnis und wie damit umgegangen wird. Es gab in der Gruppe einen Ă€lteren Charakter, der recht schnell kapiert hat, dass "Jan" eigentlich weiblich ist, dachte sich aber: Sie wird wohl iher GrĂŒnde gehabt haben, daher verrate ich sie nicht. Irgendwann aber kommt dann bei einem anderen Charakter aus dem Nichts heraus: Er wusste es auch die ganze Zeit, aber er hat es sich ebenfalls nicht anmerken lassen. FĂŒr mich fĂŒhlte sich das allerdings wie gesagt an, als kĂ€me es aus dem Nichts. Zwar kommt spĂ€ter seine POV dazu, aber meiner Meinung nach kam die doch ein wenig viel zu spĂ€t. AuĂerdem sagt er irgendwann, dass er sich in sie verliebt hat, kam fĂŒr mich ebenfalls aus dem Nichts. Dass sie dann auf einmal diese GefĂŒhle erwidert, ohne vorherige Andeutungen, wie man es sonst aus anderen BĂŒchern des Autorenpaars kennt, fand ich ebenfalls ein wenig verwirrend.
Das waren alles Punkte, weshalb ich das Buch nicht durchgehend genieĂen konnte und weshalb ich mit dem Buch nicht so viel SpaĂ hatte, wie es sonst bisher bei anderen BĂŒchern von Iny Lorentz der Fall war. Was ein wenig schade ist, aber auch vollkommen normal, finde ich. Ich denke, es gibt niemanden, der bei einem seiner Lieblingsautoren sagen kann: Ja, ich mag all seine/ihre BĂŒcher! Ohne Ausnahme!
Fazit:
Das Buch hat eine tolle Idee, die zwar bereits mal in einem anderen Roman ganz grob schon mal vorkam, aber von der Umsetzung her ganz, ganz anders war. Und ich will die beiden BĂŒcher auch nicht ganz genau miteinander vergleichen, kann man auch gar nicht. Was ich aber sagen kann, ist, dass die Umsetzung hier leider nicht so gut gelungen ist, wie sie es hĂ€tte sein können. Warum, habe ich ja bereits erwĂ€hnt. Von mir bekommt das Buch insgesamt drei Sterne.
Quelle:
Foto: Selbst geschossen
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