Samstag, 30. November 2024

[Rezension #354] Woyzeck in Jugendsprache!

 

 

Titel: Woyzeck in Jugendsprache!

Autor*in: Asin Andkohiy

Erschienen in Deutschland: 2023

Originaltitel: -

Erschienen in -: -

Übersetzer*in: -

 

 

Weitere Informationen:

Genre: Klassiker, Humor

Preis: € 4,50

Seiten: 64

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-15-014458-9

Verlag: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH

Rezensionsexemplar: Nein

 

Inhalt:

Authentizität war Georg Büchner (1813-1837) wichtig. Bewusst setzt er in seinem Drama Woyzeck Umgangssprache und Dialekt ein; Auslassungen, Satzbrüche und Ausrufe betonen die Nähe zur Mündlichkeit. Mit nur 23 Jahren starb Büchner - Woyzeck blieb Fragment. Die Hamburger Schülerin Asin Andkohiy setzt sein Werk in heutige Jugendsprache um.

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Wie ich auf dieses Buch genau gekommen bin, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, irgendjemand hatte ich mich mal direkt oder indirekt darauf aufmerksam gemacht. Da wir damals, so 2018/19 rum auf der BOS Woyzeck (also das Original natürlich) gelesen und ausführlich im Deutschunterricht behandelt haben, war ich ziemlich neugierig auf diese Umsetzung hier. Bevor aber jetzt jemand denkt, ich wäre deswegen ein Woyzeck-Experte, den muss ich hier leider enttäuschen.

Stattdesen gingen mir diese ganzen Analysen, Betrachtungen und das Suchen nach den unzähligen Stilmitteln richtig auf die Nerven - auf diese Art betrachte ich ein Buch ungern. Ich persönlich achte eher darauf, wie verständlich der Text und die Story sind, wie nachvollziehbar die Story und die Charaktere sind etc. Wie viel Spaß ich beim Lesen habe oder nicht. Zumal ich mich kaum noch an Dinge erinnern konnte, ich wusste nur noch: Woyzeck hat ne Erbsendiät gemacht und seine Freundin hat ihn mit dem Tambourmajor betrogen hat.

Ok, zurück zu diesem Buch, grad dadurch, dass ich mich kaum an das Buch erinnern konnte und auch, dass ich kein Experte zum Originalwerk bin, konnte ich mich besser darauf einlassen. Überhaupt versuche ich immer, so offen wie möglich zu neuen Dingen zu sein, da es ja gut fürs Hirn sein soll und man kann auch immer etwas neues finden, was einem dann total gut gefallen kann. Und meine Neugierde wurde belohnt.

Btw, falls ihr euch gefragt habt, wann ich es gekauft hatte: Es war auf der Frankfurter Buchmesse. Dort war ein großer Stand von Reklam und ich war eigentlich nur auf der Suche nach dem Reclambuch zu "Die Ärzte". Dann fiel mir ein, dass es ja noch das hier gibt und dachte mir: Hey, wenn ich schon mal an einem Reclamstand bin, warum nicht die Chance nutzen? Hab ich getan. Und ich bereue es nicht.

Natürlich spielt das Buch in der Moderne, aber viele Sorgen, die die Menschen früher hatten, die haben wir auch heute. Klar, manches wurde ein wenig abgeändert, so ist der Tambourmajor der Trainer einer Fußballmannschaft. Und aus der Erbsendiät wurde eine Coladiät. Trotzdem rasiert Woyzeck immer noch einen Hauptmann, was ich amüsant fand. Ansonsten ist es von der Rahmenhandlung das gleiche geblieben, und wie schon im Original ist hier vieles auch nicht direkt ausgeschrieben, sondern mehr umgeschrieben oder angedeutet.

Was die Jugendsprache angeht, ja, sie hat nicht den besten Ruf und ich mag den Teil der Jugendsprache, der Wörter wie "Sigma", "Skibidi" oder "Fanum Tax" beinhaltet, auch nur als Teil von Parodien, aber das kommt hier nicht drin vor. Das ist auch mehr so die amerkanische Jugendsprache? Da ich keinen Kontakt zu Jugendlichen habe, weder hiesigen noch welchen im Ausland, kann ich nicht beurteilen, inwieweit wirklich so unter den Jugendlichen gesprochen wird. Welche Wörter wirklich benutzt werden oder nicht. Daher bin ich auch froh, dass es hinten im Buch ein Glossar gibt, welches die ganzen Begriffe verständlich erklärt. Und so manche Wörter kannte ich vorher schon ;-)

Mir ist bewusst, dass ich hiermit wie eine alte Frau klinge, aber hey, wir Millenials hatten und haben auch unsere eigenen Sprachschatz, bei dem viele Erwachsene auch nicht wussten, was wir damit meinten. Sprache ist nun mal im Wandel und wenn man dann durch solche Bücher die jüngeren Mitbürger zum Lesen bringen kann: Hey, warum nicht? Ich habe schon mal ein Buch gelesen, das viel Jugendsprache enthalten hatte, leider gab es da keine Erklärung, was mich dann ständig rausgerissen hat. Zumal man das hier ja mit einem lustigen Augenzwinkern betrachten soll und ausnahmsweise sehe ich das mal. Ist auch eine Seltenheit.

Natürlich ist es das Original, das ist klar. Aber es zeigt, dass ich hier jemand, in dem Fall Asin Andkohiy, mit dem Original auseinandergesetzt hat und sich gefragt hat: Hey, was wäre, wenn es jemand in 2023 geschrieben hätte? Beziehungsweise ihr Deutschlehrer Herr Kohlhoff hatte die Idee, dass sie erstmal eine Szene umändert und dass dann der Klasse vorstellt. Das kam dann so gut an, dass Sie das komplette Fragment umgewandelt hat; und das finde ich schön. Sie hat den Kern der Geschichte erfasst und es in die Moderne überbringen können. Auch, wenn es erstmal befremdlich wirken sollte. Allerdings, wer weiß, vielleicht war es 1879 nicht anders, und viele Leute fanden das Originalwerk zu damaligen Verhältnissen ebenfalls befremdlich, im Vergleich zu anderen Werken, die damals entschieden sind. Darauf werde ich nicht näher eingehen, wäre sicherlich interessant, im Hinsicht auf den damaligen Zeitgeist, würde aber hier den Rahmen sprengen.

Klar ist es einfacher, sich hinzustellen und zu sagen: Diese Jugend ist unser Untergang. Aber hey, waren die Generationen vor uns denn in ihrer Jugend wirklich so viel besser? Ich denke nicht ;-)

Zumal man sich ja schon seit der griechischen Antike über die Jugend aufregt und die ist schon ein sehr langes Weilchen her.

Achja, was ich noch kurz sagen möchte: Wie gesagt, ich habe den Großteil des Buchs wieder vergessen. Aber als ich die einzelnen Szenen gelesen habe, kamen dann doch immer mehr und mehr Erinnerungen hoch an die Originalszenen. Zum Beispiel, als Woyzeck und Marie sich über die Ohrringe unterhalten, die sie vom Tambourmajor aka den Fußballtrainer geschenkt bekommen hat. Wie sich der Hauptmann und der Arzt über die Wunderlichkeit von Woyzeck unterhalten. Wie er Marie und ihren Liebhaber beim Tanzen auftrifft, seinen grausamen Plan schmiedet und ihn dann umsetzt.

 

Fazit:

Ganz ehrlich, ich habe mich die letzten Tage davor gedrückt, die Rezension zu schreiben, weil ich erst nicht so genau wusste, was ich darüber denke. Da ich mir nicht sicher war, inwieweit ich es mit dem Original vergleichen sollte, und habe es erstmal gelassen. Aber jetzt, wo ich all meine Gedanken, die mir zu dem Buch kamen, während und nach dem Lesen, bin ich froh, dass ich es endlich getan habe. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo ich das Büchlein in meinem Regal hinstellen werde, da es doch sehr viel kleiner ist (Reclam halt). Und ich bin mir auch nicht sicher, was ich mit dem Woyzeck von damals aus der BOS-Zeit gemacht habe. Vielleicht habe ich es ja noch, dann könnte ich die beiden irgendwie ins Regal stellen oder legen. Behalten werde ich es auf jeden Fall. Von mir bekommt das Buch fünf Sterne und eine Lese-Empfehlung, besonders in Verbindung mit dem Original. Die Parallelen zu sehen ist mehr als spannend!

 

 

 

 


 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen

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