Montag, 24. April 2017

[Rezension #40] Eine windige AffÀre


Name: Eine windige AffÀre
Autor: Amelie Fried
Genre: Frauenunterhaltung, ErzÀhlungen
Preis:  €7,99 Kindleversion | €19,99 Gebundene Ausgabe | €8,99 Taschenbuch
Seiten: 384
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2011
ISBN: 978-3-453-26588-2
Verlag: Wilhem Heyne Verlag


RĂŒckentext:
Die vierzigjĂ€hrige Bauingenieurin Katja erhĂ€lt die Chance ihres Lebens: Sie soll einen Windpark in Litauen in Litauen bauen. WĂ€hrend zu Hause das Kinder-Chaos tobt, kĂ€mpft sie gegen korrupte Politiker und gewaltbereite Windkraftgegner. Mit Mut und Raffinesse ĂŒberwindet sie alle WiderstĂ€nde - doch dann taucht das attraktive Au-pair-MĂ€dchen Sofia auf und will Katja offenbar den Platz an der Seite ihres Mannes streitig machen ....

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das Buch hier habe aus einem offenen BĂŒcherschrank genommen und war der Hoffnung, dass ich nach 4! hintereinander abgebrochenen BĂŒchern endlich mal wieder eines habe, bei dem das Lesen Spaß macht. Zwar war das Buch nicht schlecht, aber auch nicht der BrĂŒller.
Doch mal von Anfang an: Die Hauptcharakterin Katja bekommt die einmalige Change, ein sehr großes Projekt zu leiten - wobei es eher ein Befehl als eine Bitte war. Da sie davor die Jahre in Elternzeit war und nun wieder in ihrem Beruf tĂ€tig werden möchte, kann sie zu dem Angebot nicht nein sagen. Nun hat sie aber ihren Mann, der abends oft weg, aus beruflichen GrĂŒnden und ihre zwei Kinder. Doch schon bei der Suche nach dem richtigen Au-Pair-MĂ€dchen und welche "Regeln" in ihrem Haus herrschen, erinnnern mich an diesen Typ Mutter, den ich oft genug bei Frauentausch gesehen habe: MĂŒtter, die von A bis Z alles durchplanen, ohne sie lĂ€uft nix, ohne sie geht nichts. Kind A macht das und mag das nicht, Kind B muss man so fĂŒttern, kein TV, denn das macht ja nur dumm usw. Klingt nach einem "perfekt" durchgeplanten, aber auch langweiligem und unflexiblen Leben. Wenn etwas nicht nach ihrer Nase lĂ€uft oder sie nicht die Kontrolle hat, dann wird Katja recht unbequem. Und das wird sie im Privaten sehr schnell, einmal hat sie recht random mit der Scheidung! gedroht, ohne es spĂ€ter auch nur irgendwie zu erwĂ€hnen, kommentieren oder entschuldigen.

Ihr Mann ist by the way auch kein Heiliger, er kĂŒmmert sich vorangig nur um seinen Job und denkt: Joah, wird schon irgendwie laufen. Möglicherweise lĂ€uft es auch nur, weil seine Frau das sonst immer macht. Doch selbst, als sie in Litauen ist, hofft er darauf, dass es sich "schon von alleine regeln wird" und ist dann fast perplex, als er merkt, dass es eben nicht von alleine passiert, dass seine Probleme sich nicht von alleine lösen. Außerdem ist er ein wandelndes Goethe-Zitatebuch, was ihn leicht arrogant wirken lĂ€sst.

Die Idee von dem Buch gefĂ€llt mir an sich, allerdings sind es zu viele ZufĂ€lle auf einmal. Person X ist zufĂ€llig korrupt oder Person Y ist zufĂ€llig genau die Person, die man gerade braucht. NatĂŒrlich gibt es solche Dinge im echten Leben, aber hier in diesem Buch wirkt es ein wenig aufgesetzt. Auch werden manche Dinge recht beilĂ€uft gelöst oder geklĂ€rt, was ein wenig wirkt, als hĂ€tte die Autorin diese Dinge entweder vergessen oder schenkt ihnen weniger Beachtung wie im ersten Moment. Die Hauptcharakterin ist im Privaten, wie gesagt, eine Art Kontrollfreak (sie bezeichnet sich an irgendeiner Stelle selbst so oder Ă€hnlich) - bei der Arbeit gibt sie eher oft kleinbei. Erst spĂ€ter lernt sie so richtig, sich zu behaupten. Mir kommt es ebenfalls seltsam vor, dass so viele gegen die Windkraft sind. So wirken die Litauer wie ein lĂ€ndliches Bauernvolk mit absurten Angst-Fantasien und einer "Wir sind aus Prinzip dagegen"-Haltung auf unwissende Leute. Zwar kenne ich Litauen nicht und ich weiß nicht, ob es wirklich so korrupt oder so langsam ist, das kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur anmerken, dass mir das seltsam vorkommt.

Die Hauptcharakterin, ihre Eifersucht und ihre Kontrollsucht nerven einen schon irgendwann. Sie ist auch eine der Personen, die sich fĂŒr was besseres halten, nur weil sie nicht fernsehen. Sowas ist einfach nur bescheuert in meinen Augen, niemand ist automatisch ein besserer Mensch oder Mensch 1. Klasse, nur weil er aufs TV verzichtet. Das ist Schmarrn.
Außerdem ist der RĂŒckentext leicht irrefĂŒhrend, aber wenn man beachtet, dass das Buch aus der Sicht von Katja geschrieben ist, dann ergibt der RĂŒckentext schon Sinn. Dennoch, wĂ€re es ein Youtube-Video und der RĂŒckentext der Titel davon, wĂŒrde es "Clickbait"-Kommentare hageln. Auch wirkt so manche eifersĂŒchtige Attacke wie aus den Fingern gesaugt. Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schaft. Muss wohl ihr Lebensmotto sein.

Es gibt zwar hier und da ein paar "spannende" Szenen, aber so richtig spannend sind sie nicht. Zwar bekommt sie Drohbotschaften, aber es fiel mir ehrlich gesagt schwer, diese ernstzunehmen. Irgendwie ist der Autorin nicht so richtig gelungen, die Spannung gut aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Stattdessen bekam Katja auf ihrer Mission sehr viele Steine in den Weg gelegt und macht sich selbst privat durch ihre Eifersucht das Leben schwer. Um nur mal ein Beispiel fĂŒr ihre krankhafte Suche zu nennen: Sie versteht sich gut mit ihrem neuen Au-Pair-MĂ€dchen - und denkt prompt, dass Sofia ihr die Familie ausspannen möchte.

Was dagegen positiv sind, sind der Schutzumschlag und der angenehme Schreibstil.


Leseprobe (die ersten 10 SĂ€tze):
Es gibt Momente im Leben einer Frau, die sie nie mehr vergisst. Den ersten Kuss. Das erste Mal. Das erste Kind. Das erste Au-pair-MĂ€dchen.
Unseres hieß Olga. Lange hatten wir uns nicht entscheiden können, ob sie es sein wĂŒrde oder eines der vielen anderen MĂ€dchen, die uns angeboten worden waren. Immer wieder lasen wir im Internet die Beschreibungen und verglichen die Vor- und Nachteile der Bewerberinnen miteinander.
"Diese kann Auto fahren", sagte Michael.
"Aber sie hat so gut wie keine Deutschkenntnisse", wandte ich ein.


Fazit:
Nun, das Buch war keine EnttĂ€uschung, es war eine willkommene Abwechslung nach all den ganzen Pleiten, die ich bĂŒchermĂ€ĂŸig die wenigen Wochen davor hatte. Daher war ich recht zufrieden, dennoch ist da noch Luft nach oben. Der Schutzumschlag ist sehr bunt und gefĂ€llt mir richtig gut, ich mag die Farben. Das Buch selbst ist in einem schönen Orange gehalten, also genauso ansehnlich. Auch finde ich den Stil gut, auch wenn er nicht perfekt ist. Dennoch ĂŒberwiegen die SchwĂ€chen, besonders der Kontrollfreak Katja wĂŒrde mich nur nerven, wenn ich mit ihr persönlich zu tun hĂ€tte, zumindest privat. Ihr Mann wĂŒrde mich aber genauso nerven, dadurch, dass er eine "Ist mir egal, was hier passiert, mich geht das nichts ein" - Haltung hat. Normal bin ich nicht so drauf, aber dem wĂŒrde ich schon was dazu erzĂ€hlen.
Nun, wer ĂŒber diese SchwĂ€chen hinĂŒbersehen kann oder einen einfachen "Frauenroman" braucht, fĂŒr ne Zugfahrt oder wenn man am Pool liegt, dem kann ich das Buch empfehlen. Ansonsten ist es jetzt keins, das man unbedingt lesen muss. Die ganze Zeit schwankte ich, was die Rubin-Anzahl angeht, aber ich denke, ich bleibe einfach mal bei den 3 Rubinen. Sollte ich jemals wieder ein anderes Buch der Autorin in die HĂ€nde bekommen, werde ich ihr auf jeden Fall eine zweite Chance geben. Dem Buch allerdings weniger, möglicherweise gehöre ich aber auch nicht zur Zielgruppe. Besonders, da ich weder Hausfrau noch Mutter bin und derartige Kontroll- und Eifersuchtsszenen einfach nur als nervig und unnötig empfinde.







Quelle:
Selbst geschossen

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