Donnerstag, 17. August 2017

[Rezension #51] Die Herren von Winterfell



Name: Die Herren von Winterfell (Das Lied von Feuer und Eis)
Autor: George R.R. Martin
Genre: Mittelalter-Fantasy
Preis: € 15,50[D] | € 15,50 [A]
Seiten: 571 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2010
ISBN: 978-3-442-26774-3
Verlag: Random House GmbH




 Klappentext:
Eddard Stark, der Lord von Winterfell, lebt mit seiner Familie im kalten Norden des Königreichs Westeros, und er weiß, dass der nächste Winter Jahrzehnte dauern wird. Als der engste Vertraute seines Königs und alten Freundes Robert Baratheon stirbt, soll Eddard an dessen Stelle treten. Für die Zeit, die er am Königshof zubringen muss, überträgt Eddard die Herrschaft über Winterfell an seinen Erben Robb - während sich sein Bastardsohn Jon den Kriegern der Nachtwache anschließt. Doch Robert Baratheon ist nicht mehr der starke Herrscher, der er einst war, und um den Eisernen Thron scharen sich Intriganten und feige Meuchler. Eddard sieht sich plötzlich von mächtigen Feinden umzingelt und muss hilflos zusehen, wie seine vielköpfige Familie in alle Winde verstreut wird. Die Zukunft des gesamten Reiches Westeros steht auf dem Spiel ...


Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Ich bin jetzt mal komplett ehrlich: Ich kannte weder die Bücherreihe, noch die Serie. Was ich von Game of Thrones wusste, war sehr wenig: Mehrere Familien kämpfen um einen Thron, geschmiedet aus zig Schwerten. Der Winter wird gefürchtet, allerdings hielt es ich für ein Synonym für irgendwas. Auch habe ich die Namen Jon Snow und Daenerys oft gelesen - übrigens die einzigen Namen, die ich vorher kannte. Achja, und es gibt Drachen. Ebenso wusste ich, dass sehr gerne viele Charaktere sterben, besonders bei der roten Hochzeit. Daher hatte ich keine Ahnung, was mich hier storymäßig erwarten würde. Ich hatte mit viel weniger Familien gerechnet und dachte, es ging darum, dass der alte König des Landes gestorben ist, aber jede Familie irgendwie das Recht auf den Thron hätte. Dass es zur Tradition gehört, dass sich jede Familie bekämpft und der Gewinner bzw der letzte Überlebende der Kämpfer am Ende auf dem Thron hockt. So ala "Last man standing". Und damit meine ich nicht die Serie.

Jedenfalls habe ich das Buch angefangen zu lesen und wurde positiv überrascht, dass die Story doch ein wenig anders ist. Anfangs war ich ziemlich überfordert von den ganzen Namen, zumal manche Namen in der Familie bzw im Buch mehreren Personen aus mehreren Generationen gegeben wurden (wie Jon oder Brandon) und so war ich mir nicht immer sicher, von wem nun genau die Rede war. Auch fällt es mir anfangs immer schwer, mir Namen zu merken, aber mit der Zeit legt sich das. Da ich das Problem allerdings mehr oder weniger immer habe bei neuen Büchern und Serien, laste ich das jetzt nicht dem Buch an.

Die Story war dagegen sehr leicht zu verfolgen und das fand ich gar nicht mal so schlecht. Zwar geht es hier viel um Intrigen, Machtspiele und diverses - was mein Interesse an der Buchserie allerdings nicht mildert. Man bekommt zum größten Teil das Leben der Starks mit, welche wie im Klappentext erwähnt getrennte Wege gehen. Der Eine geht in den Süden, der anderen in den Norden usw. Auch gibt es nicht nur eine Handlung, sondern mehrere Handlungen, die miteinander verstrickt sind. Etwas, was mir auch sehr gut gefällt. Das Buch ist jetzt nicht sonderlich aufregend oder spannend geschrieben, man fiebert jetzt nicht. Aber es macht Spaß und wenn man es sich erstmal gemütlich gemacht hat, dann kann man mit dem Lesen gar nicht so schnell aufhören. So erging es mir jedenfalls. Dass ich dennoch rund zwei Wochen rum gebraucht habe, lag einfach an der Tatsache, dass ich es nicht mehr gewohnt war, zuhause zu lesen, sondern nur unterwegs beim Pendeln zur Arbeit und zurück. Am Buch selbst lag es nicht, denn ich hätte schon Lust, den zweiten Band zu lesen.

Anfangs kamen mir die Charaktere auch etwas blass und gleich vor, was aber auch daran lag, dass ich mir die Namen nicht merken bzw den Leuten immer zuordnen konnte. Später hatte es sich gelegt und die eine oder andere Charaktereigenschaft stach dann noch weiter hervor. Auch gibt es bereits ein paar Charaktere, die ich mag (Jon, Ned, Daenerys) oder auch welche, die ich zumindest interessant finde (Bran, Arya, Catelyn, Tyrion). Wie gesagt, das Buch hier ist das Einzige aus dem ganzen GoT-Universum, das ich kenne, daher bitte keine Spoiler - ich möchte das lieber selbst entdecken und herausfinden, was mit den Leuten passieren wird.

Bei der Version, die ich mir aus der Bücherei ausgeliehen habe, war im Klappumschlag zwei Karten von Westeros zu sehen. So konnte man sich in etwa vorstellen, wo die meisten der im Buch erwähnten Orte liegen.


Leseprobe:
"Wir sollten umkehren", drängte Gared, als es im Wald um sie zu dunkeln begann. "Die Windlinge sind tot."
"Machen euch die Toten Angst?", fragte Ser Weymar Rois mit nur dem Anflug eines Lächelns.
Gared ließ sich darauf nicht ein. Er war ein alter Mann, über fünfzig, und junge Lords hatte er schon so manchen kommen und gehen sehen. "Tot ist tot", sagte er. "Die Toten sind nicht unsere Sache."
"Sind sie denn tot?", fragte Rois leise. "Welchen Beweis haben wir?"
"Will hat sie gesehen", sagte Gared. "Wenn er sagt, dass sie tot sind, dann ist mir das Beweis genug."
Will hatte es gewusst. Früher oder später würde man ihn in den Streit hineinziehen. "Meine Mutter hat mich gelehrt, dass Tote keine Lieder singen", warf er ein.
"Das hat meine Amme auch gesagt", erwiderte Rois.
"Glaub nie etwas, das du an der Zitze einer Frau hörst. Selbst von den Toten kann man etwas lernen." Seine Stimme hallte nach, zu laut im dämmrigen Wald.
"Wir haben noch einen langen Ritt vor uns", erklärte Gared. "Acht Tage, vielleicht neun. Und es wird Nacht."
Unbeeindruckt sah Ser Weymar Rois zum Himmel auf.
"Das wird es jeden Tag um diese Zeit. Beraubt dich die Dunkelheit deiner Manneskraft, Gared?"
Will konnte den angespannten Zug um Gareds Mund erkennen, den kaum unterdrückten Zorn in seinen Augen unter der dicken, schwarzen Kapuze seines Umhangs. Gared gehörte seit vierzig Jahren der Nachtwache an, als Mann und schon als Junge, und er war es nicht gewohnt, dass man sich über ihn lustig machte. Doch es war mehr als das. Hinter dem verletzten Stolz bemerkte Will noch etwas anderes bei diesem alten Mann. Man konnte es wittern, eine nervöse Anspannung, die der Angst gefährlich nahe kam.



Fazit:
Ich würde jetzt nicht sagen, dass das Buch ein Meisterwerk ist. Was jetzt nicht heißt, dass das Buch schlecht sein soll. Es ist ein solider Anfang, der recht ruhig verläuft ohne dass einem ständig die Pumpe um die Ohren haut. Dennoch macht es neugierig auf mehr und macht Spaß. Mir hat es jedenfalls beim Lesen Spaß gemacht und hier und da habe ich schon mit den Leuten mitgelitten. Vor allem mit dem kleinen Bran. Es ist jetzt kein Meisterwerk, aber trotzdem etwas, was man sich bei Interesse ruhig mal anlesen kann. Auch oder gerade besonders wenn man mit ganz anderen Erwartungen an das Buch herangeht. Dieses Buch bekommt von mir vier Rubine.





Quelle:
Selbst geschossen

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