Freitag, 11. Mai 2018

[Rezension #73] Die Ermordung des Commendatore I



Name: Die Ermordnung des Commendatore I - Eine Idee erscheint
Autor: Haruki Murakami
Genre: Slice of Life, Mystery
Preis: € 26,00
Seiten:477 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2018
ISBN: 978-3-8321-9891-6
Verlag: DuMont Buchverlag




Klappentext:
Allein reist der namenlose ErzĂ€hler und Maler ziellos durch Japan. Schließlich zieht er sich in ein abgelegenes Haus, das einem berĂŒhmten KĂŒnstler gehört, zurĂŒck. Eines Tages erhĂ€lt er ein Ă€ußerst lulkratives Angebot. Er soll das PortrĂ€t eines reichen Mannes anfertigen. Nach einigem Zögern nimmt er an, und Wataru Menshiki sitzt ihm fortan Modell. Doch der Ich-ErzĂ€hler findet nicht zu seiner alten Fertigkeit zurĂŒck. Das, was Menshiki ausmacht, kann er nicht erfassen. Wer ist dieser Mann, dessen Bildnis er keine Tiefe verleihen kann?
Durch einen Zufall entdeckt der junge Maler auf dem Dachboden ein meisterhaftes GemĂ€lde. Es trĂ€gt den Namen "Die Ermordung des Commendatore". Er ist wie besessen von dem Bild, mit dessen Auffinden zunehmend merkwĂŒrdige Dinge um ihn herum geschehen, so als wĂŒrde sich eine andere Welt öffnen. Mit wem könnte er darĂŒber reden? Da ist keiner außer Menshiki, den er kennt. Soll er sich ihm wirklich anvertrauen? Als er es tut, erkennt der Ich-ErzĂ€hler, dass Menshiki einen ungeahnten Einfluss auf sein Leben hat.


Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Uff, es ist zwar schon ein paar Wochen her, dass ich das Buch gelesen habe, aber selbst damals wusste ich nicht genau, wie ich das Buch genau beschreiben sollte oder was ich dazu sagen könnte. Das Buch ist ein wenig anders als andere BĂŒcher, die ich so bisher gelesen habe, was aber auch daran liegen könnte, dass ich, was das Genre Slice of Life angeht, das eher von Animes und Fanfictions gewohnt bin. Das Buch an sich ist schon ein wenig anders, die Seiten sind außenherum pechschwarz angemalt, wĂ€hrend der Buchdeckel rundherum in Regenbogenfarben gehalten ist. Auf dem Bild sieht man den schwarzen Schutzumschlag, der das meiste des Buches verdeckt und man kann nur einen kleinen Teil der Farbe erkennen. Dennoch gefĂ€llt es mir auch ohne SchutzhĂŒlle, genauer gesagt gefĂ€llt es mir so sogar noch besser. Das zweite Buch ist ebenfalls sehr farbenfroh, wie ich letztens zufĂ€llig sehen konnte. Auch gibt es noch ein integriertes Lesezeichen-FĂ€dchen in Magenta.

Nun gut, zur Geschichte - ich bin ĂŒberrascht, aber auch aus mehreren GrĂŒnden ein wenig enttĂ€uscht. Den Autor kannte ich davor noch nicht und mein Freund hat mich nur darauf gebracht, weil er ein (oder mehrere) Lied (er) fĂŒr den Anime Detektiv Conan erstellt hat. Nun ja, ich kann nicht sicher sagen, ob er sie wirklich extra fĂŒr den Anime gemacht hat, aber sie kommen darin auf jeden Fall sehr hĂ€ufig vor. Mein Freund hat dann ein wenig herumgeguckt und dann gesagt: Hey, der hat auch BĂŒcher geschrieben, vielleicht gefĂ€llt dir ja auch, was er so schreibt. Nun ja, das war mein erster Versuch, zumal ich auf der LBM zufĂ€llig auch an einen seiner neusten BĂ€nde herankam.

Allerdings muss ich sagen, dass die Beschreibung des Buches ein wenig ... irrefĂŒhrend ist. Es wird von einem Mann ohne Gesicht gesprochen und dass der Hauptcharakter Probleme hat, genau diesen Mann zu portrĂ€tieren. Genau auf diese Thematik wird auch im ersten Kapitel eingegangen - danach aber nie wieder. Die restliche Geschichte behandelt das Leben des KĂŒnstlers, bevor er sich in die Berge (?) zurĂŒckgezogen hat und dort sein Einsiedlerdasein lebt. Er bekommt von einem merkwĂŒrdigen Fremden, dem die Geldbörse mehr als locker sitzt, den Auftrag, ein PortrĂ€t von ihm zu zeichnen. Normalerweise trifft sich der Maler mit seinen Klienten und zeichnet dann vom Bild oder seiner bloßen Erinnerung. Doch dieser Kunde ist anders, denn er möchte bei jeder Zeichenstunde mit dabei sein, als Model fĂŒr das Bild. So kommt es vor, dass der Kunde den Maler fĂŒr das Bild des öfteren besucht und natĂŒrlich unterhalten sich die beiden, so erfĂ€hrt man viel ĂŒber sie, ihre Leben und ihre Vergangenheit. Dennoch bleibt der Kunde undurchsichtig und man kann nicht genau erkennen, was genau seine Absichten sind. Als dann auch noch mitten in der Nacht seltsame GerĂ€usche zu hören sind, zweifelt der Maler immer mehr an sich und seinem Verstand ...

Das Buch ist ziemlich ruhig geschrieben, es gibt keine großartige Aktion in den Kapitel, es geht ziemlich ruhig vor. Man könnte es mit einem sehr ruhigen Tanz vergleichen oder mit den ruhigen Bewegungen bei einer Teezeremonie. Alles verlĂ€uft in seiner eigenen Zeit, in seiner eigenen Welt, die keine Hektik und keinen Stress kennt. Dennoch gibt es eine eigene Spannung, die sich allerdings nicht mit der eines Krimis oder gar eines Thrillers vergleichen lĂ€sst. Nur manchmal ist es mir ein wenig zu ruhig. Überraschenderweise nimmt der Autor oder zumindest der Charakter hier kein Blatt vor dem Mund, was ich jetzt ehrlich gesagt nicht erwartet hĂ€tte.

Was mich allerdings am meisten stört, ist eben die Tatsache, dass auf die beschriebene Geschichte nur im ersten Kapitel eingegangen wird und sonst nie wieder. Ich hatte zwar bereits mehrere BĂŒcher hinter mir, bei denen der RĂŒckentext A versprochen hat und dann kam nur B in der Geschichte drin vor, aber das hier ist os Ă€hnlich. Es wird etwas versprochen, was gar nicht gehalten wird und das mag ich ehrlich gesagt gar nicht. Vielleicht ist dem Verlag nichts besseres eingefallen, auch, wenn es eigentlich genug Stoff in der Handlung gibt? Oder liegt es vielleicht daran, dass es eine Zwei-Band-Reihe ist und der Punkt, um den es geht, kommt erst im zweiten Buch? Da ich es noch nicht gelesen habe, kann ich es nicht sagen. Vielleicht waren die beiden BĂ€nde ja auch mal einer, wie es bei den ĂŒbersetzten BĂ€nden zu "Game of Thrones" der Fall ist, dass da die BĂ€nde auf doppelte so viele aufgeteilt wurden. Ich habe mich ehrlich gesagt noch nicht genau damit befasst. Auf jeden Fall finde ich es schade, da es doch irrefĂŒhrend ist. Da ist der Klappentext deutlich besser, da er auf den Text eingeht. Was aber auch nicht erklĂ€rt, in welchem Zusammenhang das erste Kapitel bzw der Prolog, um ganz genau zu sein, mit dem restlichen Buch steht.

Was mir auf ein wenig fehlt: Ich kann mich in keinen einzigen der Charaktere hineinversetzen oder mit ihm/ihr fĂŒhlen. FĂŒr mich sind das alles quasi gesichterlose Wesen, deren Leben ich kurz streife, aber es bleibt nichts an mir hĂ€ngen. Wie wenn ich fremde Menschen an der Bushaltestelle sehe. Kaum bin ich in den Bus eingestiegen, habe ich sie wieder vergessen und davor hatten sie keinerlei Bedeutung fĂŒr mich. Hier werde ich mit keinem Charakter nicht so wirklich warm, da sie dann doch nicht interessant genug beschrieben werden. Ebenso der Mystikteil, dessen Auflösung ich ein wenig unbefriedigend fand.


Leseprobe:
Als ich heute nach einem kurzen Mittagsschlaf erwachte, sah ich den "Mann ohne Gesicht" vor mir. Er saß auf einem Stuhl gegenĂŒber dem Sofa, auf dem ich geschlafen hatte, und blickte mich aus seinen nicht vorhandenen Augen an.
Der Mann war groß und sah ĂŒberhaupt genaus aus wie bei unserer letzten Begegnung. Sein gesichtsloses Gesicht war zur HĂ€lfte von einem schwarzen Hut mit breiter Krempe verdeckt, und er trug einen langen Mantel in einem dunklen Farbton.

"Ich will, dass du mich portrÀtierst", sagte der Mann ohne Gesicht, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich wach war. Seine Stimme war leise und frei von jeglicher Intonation oder WÀrme. "Du hast es mir versprochen. Erinnerst du dich?"
"NatĂŒrlich. Aber damals hatten wir kein Papier, darum konnte ich Sie nicht malen", erwiderte ich ebenfalls tonlos und ohne WĂ€rme. "Stattdessen hatte ich Ihnen das Pinguin-Amulett als Pfand gegeben."
"Ja, ich habe es mitgebracht."
Er hielt mir den Plastikpinguin mit der Rechten entgegen. Er war so etwas wie ein AnhĂ€nger fĂŒr eine Handy-Schlaufe. Der Mann hatte außergewöhnlich große HĂ€nde. Es klapperte leise, als er den kleinen Gegenstand auf die Glasplatte des Couchtischs fallen ließ.
"Ich gebe ihn dir zurĂŒck, denn du wirst ihn vielleicht brauchen. Er ist ein Talisman und kann die Menschen beschĂŒtzen, die dir am Herzen liegen. Allerdings will ich, dass du mich dafĂŒr protrĂ€tierst."
Ich saß in der Klemme. "Das sagen Sie so einfach, aber ich habe noch nie jemanden ohne Gesicht portrĂ€tiert."
Meine Kehle fĂŒhlte sich staubtrocken an.
"Nach allem, was ich gehört habe, bist du ein Meister deines Fachs. Und außerdem hast du mir das alles schon beim ersten Mal gesagt." Der Mann ohne Gesicht lachte. Oder zumindest glaubte ich, dass er lachte. Es klang wie das Heulen des Windes in einer tiefen Höhle.


Fazit:
Das Buch hier zu bewerten war gar nicht so einfach, da ich nicht wusste, nach welchen Kriterien ich das Buch bewerten sollte. Nach meinen eigenen, oder sollte ich es lieber als das Kunstwerk betrachten, wie es auf mehreren Seiten angepriesen wird? Nun ja, am Ende habe ich mich dazu entschlossen, die Rezi genauso wie alle anderen zu machen. Dennoch brauchte ich mehrere Wochen, bis ich mich dazu ĂŒberreden konnte, endlich mal die Rezi dazu zu schreiben. An sich gefĂ€llt mir die Idee, dennoch wirkt das Buch ein wenig zu ruhig und auch ein wenig blass. Zu den Charakteren baue ich keinerlei Verbindung auf und so wirklich kĂŒmmern sie mich auch nicht - ob das nun Absicht ist oder nicht, kann ich leider nicht sagen. Auch bin ich von manchen VerlĂ€ufen, wie eben dem Mystikkram, enttĂ€uscht worden und es lief nicht so ab, wie es fĂŒr ne lĂ€ngere Zeit angedeutet worden ist. Das Buch selbst sieht sehr hĂŒbsch aus, aber der Inhalt hat mich leider nicht zu 100% ĂŒberzeugen können. Jetzt gibt es ja bereits den zweiten Band, aber im Gegensatz zum ersten Buch werde ich es mir nur ausleihen. Insgesamt bekommt das Buch von mir 3 Sterne und ich bin mir immer noch unschĂŒssig, was ich mit dem Buch nun tun soll. Ob ich es behalten oder der Bibliothek verschenken soll ... nun, diese Entscheidung mache ich dann einfach davon abhĂ€ngig, wie mir der zweite Band gefĂ€llt.








Quelle:
Selbst geschossen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo :-)

Danke, dass du diesen Blogeintrag gelesen hast - ich freue mich schon auf deine Meinung dazu!

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter UmstĂ€nden auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server ĂŒbermittelt.
Mehr Infos dazu findest du in meiner DatenschutzerklÀrung (http://blog.kiranear.moe/p/datenschutzerklarung01.html) und in der DatenschutzerklÀrung von Google (https://policies.google.com/privacy?hl=de).

Lg,
Kira