Donnerstag, 2. August 2018

[Rezension #80] Die Kastellanin



Name: Die Kastellanin
Autor: Iny Lorentz
Genre: Frauen, Mittelalter
Preis: € 19,99
Seiten: 543 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2005
ISBN: 3-426-66113-6
Verlag: Droemersche Verlagsanstalt




Rückentext:
Deutschland im Mittelalter - wie eine dunkle Wolke liegt die Bedrohung durch Kriege und Seuchen über den Menschen. Marie aber scheint ihr Glück gefunden zu haben: Einst musste sie als Wanderhure durchs Land ziehen, nun führt sie als Ehefrau des Burghauptmannes Michel Adler ein respektables Leben. Doch das Idyll wird zerstört, als Michel zu den Waffen gerufen wird. Marie beschließt, ihrem geliebten Mann zu folgen...


Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Bei diesem Buch habe ich mir etwas zu lange Zeit gelassen mit dem Lesen, so dass ich es zwischenzeitlich wieder zur Bibliothek zurückbringen musste, da es jemand anderes vorreserviert hatte. Glücklicherweise hatte ich mir bei Lovelybooks vorgemerkt, auf welcher Seite ich war, so dass ich es mir nochmal ausleihen und weiterlesen konnte. Das hier ist der zweite Band der Wanderhuren-Reihe und spielt etwa zehn Jahre nach dem ersten Band. Marie und Michel gehen ihrer Liebe nach, nur leider hat es mit dem Nachwuchs bisher noch nicht so geklappt, wie sie es gerne gehabt hätten. Schließlich wird sie dann doch von ihrem geliebten Michel schwanger, allerdings bekommt dieser das nicht mehr mit: Er wird in den Kampf gerufen und geht dort am Ende verloren, keiner weiß, was mit ihm passiert ist und er wird bereits für tot erklärt. Seine Frau kann es nicht glauben und als sie dann auch noch als schwangere, reiche Witwe an den nächstbesten in der Familie, die nun als Nachkommen eingesetzt wurden, verheiratet werden soll, hat Marie keine Lust und flieht stattdessen. Dann schließt sie sich zusammen mit anderen Frauen einer Kriegergruppe als Marketenderin an, um etwas über den Verbleib ihres Mannes herauszufinden. Denn im Gegensatz zu vielen anderen glaubt sie nicht daran, dass ihr Mann tot sein könnte, vor allem, da sie ihn immer wieder und wieder in ihren Träumen sieht ...

Auch hier war das Buch von Anfang an ziemlich spannend zu lesen und man konnte sowohl die Gedanken von Marie, wie auch von den anderen Charakteren, aus deren POV das jeweilige Kapitel passierte, verstehen, wenn auch nicht immer nachvollziehen oder teilen. Zwar hat man als Leser die komplette Übersicht über die Lage und weiß genau, wie es Marie als auch Michel ergeht, aber man kann nichts machen oder in die Geschichte eingreifen. Man ist nur ein Beobachter ohne Handlungsmacht. Und trotzdem, auch wenn man es sich denken kann, wie es ausgeht (Bücher des Autorenpaars neigen wohl zu einem Happy End, glaube ich langsam) und auch viel mehr weiß als die einzelnen Charaktere, so hat das Mitfiebern doch ziemlichen Spaß gemacht. Was mich persönlich aber ziemlich verwirrt hat, waren die ganzen Namen der vielen verfeindeten Charaktere und die Namen der ganzen Gruppierungen. Auch konnte ich mir nicht merken, wer auf wessen Seite ist und wer gegen wen warum kämpft. Da habe ich recht schnell die Übersicht verloren und es hat auch eine Weile gedauert, bis ich wieder einigermaßen kapiert habe, was nun gerade passiert. Allerdings kann ich nicht sagen, ob es nun am Buch liegt oder an meinem schlechten Namensgedächtnis, das hat besonders bei solchen Dingen große Probleme. An sich finde ich es gut, dass am Ende so mancher bekommt, was er/sie verdient, ob es nun im Guten ist oder im Schlechten. Was die historische Richtigkeit des Romans angeht, da kenne ich mich leider überhaupt nicht so gut aus und kann daher nichts dazu sagen.


Leseprobe:
Maries Blick schweifte kurz über die versammelten Jäger und kehrte zu ihrem Mann zurück. Er saß auf seinem Pferd, als wäre er damit verwachsen, und führte den Zügel scheinbar achtlos mit der Linken, da er in der rechten Hand die zum Schuss gespannte Armbrust hielt. Neben ihm ritt ihr Gastgeber Konrad von Weilburg, ein ebenfalls stattlich zu nennender Mann. Beide waren mittelgroß und hatten breite, muskulöse Schultern doch während der Weilburger bereits einen kräftigen Bauchansatz aufwies, hatte Michel immer noch die schlanke Taille und die schmalen Hüften eines jungen Mannes, und sein Gesicht mit der breiten Stirn unter den dunkelblonden Haaren, den hellen Falkenaugen und dem kräftigen Kinn wirkte energischer als das seines Gastgebers. Konrad von Weilburg verzichtete selbst bei der Jagd nicht auf hautenge Strumpfhosen und ein kunstvoll besticktes Wams, während Michel lange, bequeme Reithosen und eine einfache Lederweste mit halblangen Ärmeln über einem grünen Hemd trug. Seine Füße steckten in festen Stiefeln, und nur das mit zwei Fasanenfedern geschmückte Barett verriet dem Beobachter, dass er kein Knecht war, sondern der Ministrale eines hohen Herrn.
Michel musste Maries Blick gefühlt haben, denn er drehte sich noch einmal um, schwenkte übermütig die Armbrust und schenkte ihr ein verliebtes Lächeln, bevor er sein Pferd antrieb und hinter dem herbstbunten Laub des Waldes verschwand. Marie musste an jenen Tag vor zehn Jahren denken, an dem man sie mit ihrem Jugendfreund verheiratet hatte. Das "Ja, ich will!", nach dem man sie bei der Trauung im Inselkloster noch nicht einmal gefragt hatte, würde sie heute zu jeder Tages- und Nachtzeit sprechen, so glücklich war sie mit Michel geworden.

Irmingard von Weilburg lenkte ihre Rappstute neben Maries Pferd und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "Wir können mit unseren Männern wirklich zufrieden sein. Beide sehen gut aus und sind von angenehmer Gemütsart, und was die gemeinsamen Nächte betrifft, so hätte ich es mit meinem Konrad nicht besser treffen können. Aber nun kommt, lasst uns zum Sammelpunkt zurückkehren. Ich schieße ebenso ungern auf Tiere wie Ihr, Jagd ist in meinen Augen Männerwerk, genau wie der Krieg. Außerdem habe ich Appetit auf einen Schluck Würzwein, auch wenn er gewiss nicht so gut schmecken wird wie der, den Ihr uns letztes Jahr kredenzt habt." Sie leckte sich noch in der Erinnerung daran die Lippen.


Fazit:
Wie auch beim Vorgänger hatte ich viel Spaß, nur haben mich wie gesagt die ganzen Namen und Gruppierungen durcheinander gebracht, so dass ich nicht mehr wirklich wusste, wer nun auf der "guten" Seite ist und wer nicht. Anfangs war es ja noch einfach, aber dann wurde es doch immer komplizierter für mich und irgendwann bin ich nicht mehr mitgekommen. Vermutlich war es damals wirklich so verwirrend, das kann ich nicht sagen, da ich mich dieser Zeit und diesen nie wirklich beschäftigt habe und es auch ehrlich gesagt nicht wirklich vor. Dennoch habe ich mir davon nicht den Lesespaß nehmen lassen. Es ist eine tolle Fortsetzung zum ersten Band, es wird darauf Bezug genommen, aber man kann ihn auch für sich lesen, da man nicht unbedingt den ersten Teil gelesen haben muss, um den Inhalt in diesem großartig zu verstehen. Sprich, man könnte es auch für sich alleine lesen. Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe, auch wenn ich noch nicht weiß, wann ich den lesen werde. Diesem Band hier gebe ich auf jeden Fall insgesamt 4 Rubine.








Quelle:
Selbst geschossen
Hugendubel.de

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