Donnerstag, 20. Februar 2020

[Rezension #109] Nothing for ungood



Name: Nothing for ungood
Autor: John Madison
Genre: Sachbuch
Preis: € 7,99 [D] | € 8,30 [A]
Seiten: 188
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-404-60623-8
Verlag: Bastei Lübbe Taschenbücher




Rückentext:
Deutsche brauchen drei Monate, um eine Party zu planen, sprechen merkwürdiges Oxford-Englisch, das Amerikaner an das schweizerische Rätoromanisch erinnert, haben sechzehn (!) Formen für das Wort the und subventionieren die Staus auf Autobahnen mit der Toilettengebühr auf Raststätten. Kann man in einem solchen Land leben? John aus Oklahoma hat es ausprobiert.

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Oh Junge, wo fange ich hier nur an?
Das Buch habe ich mir irgendwann im Laufe des letzten Jahres gekauft, allerdings ist es auf einem anderen Stapel gelandet und so kam ich erst neulich dazu, es zu lesen. Überhaupt finde ich Videos oder Berichte über Deutsche und Deutschland aus der Sicht eines Nicht-Deutschen ziemlich interessant, auch wenn es sich irgendwann wiederholt, weil sich die meisten Leute auf die gleichen Dinge stürzen, die sie dann miteinander vergleichen. Aus diesem Grund hab ich mich dann für das Buch entschieden, abgesehen davon habe ich es gebraucht für nur 1,50 € kaufen können. Naja, im Endeffekt bin ich froh, dass ich dafür nicht den Vollpreis gezahlt habe, das hätte ich nun wirklich ziemlich bereut.
Denn viele Berichte der Nicht-Deutschen, meist Amis, passiert mit einem Selbstzwinkern und einem gewissen Maß an Reflexion. Man vergleicht, macht Witze, aber es ist alles im Rahmen und viele Amis sehen auch, was wo jeweils besser ist. Weder die USA werden hochgelobt, noch Deutschland und man merkt auch, dass sich der eine oder andere mehr oder weniger auch für Deutschland interessiert.
Das war bei diesem Buch hier nicht der Fall. Das fängt schon damit an, dass der Autor aus unbekannten Gründen Deutsch auf der Highschool hatte, es dort sehr leicht fand und es deswegen im College wählte, damit er ein Stipendium bekommt und seinen Eltern eine Menge Geld sparen kann. Gut, das ist nobel, aber dafür überspringt er einfach mal das erste Semester und wundert sich dann, warum er sich so schwer tut. Auch hat er an sich kein Interesse an der Sprache oder an dem Land, er geht hier auch nur studieren bzw ging, nur um die Kosten zu sparen. Die meiste Zeit im Buch wundert er sich über die Eigenheiten der Deutschen, vergleicht sie mit denen seiner Landsleute und kommt immer zu dem Schluss: Die Deutschen machen es falsch. Die spinnen doch.
Dagegen machen es seine Landsleute immer richtig, nur ihre Lebensweise ist die einzig richtige und alles andere ist doof. Sogar die Tatsache, dass wir uns beim Lernen der englischen Sprache eher an England oritieren (zumindest in der Anfangszeit, jetzt in der BOS kommt es mir gemischt vor), fand er dumm, weil für ihn das US-Amerikanische Englisch das einzig wahre ist. Abgesehen davon, dass er es auch dumm findet, dass wir US-Amerikaner sagen, weil die USA nur ein Teil von Amerika ist ... nun ja. Man merkt, er macht nur Beobachtungen, hinterfragt aber nicht oder fragt sich, warum etwas so ist, wie es bei uns ist.
So ist das Buch gefüllt mit Kapiteln wie "Die Deutschen lernen absichtlich das falsche Englisch", "Es ist okay, ein Ami zu sein", "Die Deutschen fahren falsch herum" oder "Die Deutschen müssen exakt eine warme Mahlzeit pro Tag essen". Keins dieser Kapitel ist auf irgendeine humorvolle Art und Weise geschrieben, stattdessen bekommt man hier das Werk eines typischen Amis, welcher alles besser weiß und sein Land als das Musterbeispiel schlechthin darstellt. Leider ist es nicht mal ironisch oder derartiges, es ist so ernst gemeint, dass es beim Lesen wehtut. Das merkt man vor allem, als man im hinteren Teil des Buches seine Kommentare zu Fragen sieht. Das Buch basiert auf seinem Blog, wo er seine Erfahrungen bereits davor mit der Welt geteilt hat und teilweise waren seine Antworten so arrogant und nichtssagend, dass ich mir dachte, es wäre besser gewesen, er hätte die Frage einfach ausgelassen. Auch merkt man dadurch, dass das davor nicht überspitzt und absichtlich übertrieben ist, sondern dass der Typ wirklich so denkt. Hin und wieder gibt ihm die Übersetzerin des Buches einen nachträglichen Dämpfer, in dem sie Dinge korrigiert, gerade richtet oder entgegen hält, was bei den Amis so falsch läuft. Anfangs denkt man sich: Ok, was geht hier ab? Aber wenn man etwas tiefer im Buch drin ist, kann man die Reaktion der Übersetzerin verstehen. Irgendwie kann sie einem schon Leid tun, dass sie dieses Werk übersetzen musste.


Leseprobe:
Für Millionen von uns Amerikanern beginnt der Weg der Erkenntnis über den Rest der Welt in Deutschland, dem Land, in dem viele von uns ihre Wurzeln vermuten. Zwar kommt uns irgendwas an Deutschland sehr vertraut vor, beim tatsächlichen Betreten des Landes zeigt sich jedoch, dass es etwas an sich hat, das es seltsam und fremd wirken lässt. Dieses Etwas - das stellt sich bei nährer Betrachtung heraus - sind die Deutschen.
Fast neun Prozent meines Lebens habe ich dem Fühlen, Sehen, Hören, Schmecken und Riechen dieses Landes und seiner Menschen gewidmet, um eines Tages darüber schreiben zu können.
Ich habe nicht nur mehr als vier deutsche Bundesländer bereist, sondern auch mein Erwachsenenleben in fünf verschiedenen Bundesstaaten unseres eigenen herrlichen Landes verbracht, was mich zum versiertesten Experten der Welt in Bezug auf kulturelle Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen macht.
Meine Essays sind also ein wertvoller Quelle der Erkenntnis.

Fazit:
Dem letzten Satz aus der Leseprobe muss ich ziemlich widersprechen - man lernt hier eigentlich nur, dass es wirklich so arrogante Amis gibt, wie es das Stereobild einem immer erzählen will. Bei diesem Teil vermutet man noch, dass der Autor das mit einem Augenzwinkern sagt, aber nein, er meint es komplett ernst. Auch wenn er so Dinge sagt wie: In Deutschland scheint die Sonne so selten ... da kann er eindeutig nicht in Bayern gewesen sein, wir haben recht viele Sonnentage. Und auch in anderen Bundesländern scheint oft und gerne mal die Sonne ... dafür, dass das Buch teilweise schlecht gealtet ist, kann er ja nichts, aber ansonsten ist es echt nur eine Qual zu lesen. Von mir bekommt das Buch nur einen Rubin und ich kann es absolut nicht empfehlen. Es gibt sicherlich andere Alternativen, die viel besser sind.






Quelle:
Bild ist selbst geschossen

2 Kommentare:

  1. Liebe Kira,

    dass das Buch so schrecklich war, tut mir leid. Umso unterhaltsamer ist jedoch deine Rezension dazu ;-)
    Bei solchen arroganten Autoren möchte man manchmal einfach nur den Kopf schütteln, weil selbst Leserbriefe nichts bringen würden. Das habe ich oft genug bei anderen Themen gemerkt, egal, ob es jetzt um die Gleichberechtigung der Frau, verschiedenen Religionen oder eben die Frage nach "Welches Land ist am besten" ging.

    Egal, ich wünsche dir für dein nächstes Buch jedenfalls, dass es toller sein wird. :-)

    Liebe Grüße,
    Isa

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    1. Hallo Isa,

      ja, da reicht es einfach nur mit dem Kopf zu schütteln und sich ein besseres Buch zu nehmen XD
      Danke, das war ja dann zum Glück der Fall :3

      Lg,
      Kira

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Hallo :-)

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Kira