Titel: Die Perlenprinzessin - Kannibalen -
Autor: Iny Lorentz
Erschienen in Deutschland: 2021
Originaltitel: -
Erschienen in (anderes Land): -
Weitere Informationen:
Genre: Historisch, Action, Drama, Romantik
Preis: € 12,99 [D] | € 13,40 [A]
Seiten: 509
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-426-52606-4
Verlag: Droemer Knaur GmbH & Co. KG
Klappentext:
Traumhafte Strände, gefährliche Kannibalen und eine dramatische Familien-Fehde: Im zweiten Teil der historischen Familiensaga Die Perlenprinzessin entführt Bestseller-Autorin Iny Lorentz in die Südsee Anfang des 19. Jahrhunderts.
Fernab ihrer verfeindeten Familien in Hamburg soll für Ruth und Hinrich Mensing auf der Südsee-Insel Hiva Oa ein neues Leben beginnen: Hinrich möchte dort den Stamm der Hanatea zum Christentum bekehren - Berichte über Kannibalen auf der Insel hält er für übertrieben.
Tatsächlich wird das junge Ehepaar freundlich aufgenommen. Ruth schließt schnell Freundschaft mit der Frau des Häuptlings und beginnt, die Sprache der Hanatea zu lernen. Das gefällt Hinrich zwar nicht besonders, andererseits gelingt es ihm aber dank Ruths Hilfe mehr als einmal, die Hanatea zu beeindrucken und zu einem geachteten Mitgleid des Stammes aufzusteigen. Bald ist er überzeugt, große Fortschritte als Missonar zu machen.
Als jedoch ein feindlicher Stamm das Dorf überfällt, muss Hinrich erkennen, wie sehr er die alten Götter der Hanatea unterschätzt hat ...
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Dank einer Leserunde habe ich den ersten Band der Reihe von wenigen Monaten lesen können, wofür ich sehr dankbar war, denn auch wenn ich das Tempo im Buch ein wenig schnell fand, so hat es mir doch gut gefallen und ich wollte unbedingt wissen, wie es denn nun weitergeht. In diesem Band hier war das Tempo dagegen angenehm ruhig und normal, wie man es von anderen Iny Lorentz Romanen her kennt und das fand ich ganz angenehm. So konzentrierte sich die Geschichte auf weniger Charaktere, die dafür aber mehr Screentime bekommen haben und man konnte sie auch besser kennenlernen, viele der Charaktere aus Band 1 sind dagegen bei mir wieder aus dem Gedächtnis gerutscht und ich brauchte quasi eine Hilfe (wer war das nochmal?), was das Buch aber meistens von sich selbst aus gegeben hat. Auch dafür war ich dankbar.
Dass sie auf eine Insel mit Kannibalen landen, die aus Ruth und Hinrich bei ihrer Ankunft in zwei köstliche Hauptspeisen umwandeln würden, dass hatte ich jetzt auch nicht vermutet. Überhaupt war ich von dem Stamm, bei dem sie gelandet sind, positiv überrascht. Sie waren sehr freundlich zu den beiden Fremden, sie haben sie bei sich leben lassen, ihnen Essen gegeben und sie bei an ihrem Alltag, an ihren Riten teilhaben lassen, trotz der sprachlichen Barriere, denn es gab nur einen Ortskundigen, der für Ruth und Hinrich übersetzen konnte, natürlich galt es auch in die andere Richtung zurück.
Die beiden stoßen auf eine Kultur, die ihnen komplett fremd ist: Tattoos (hier Tataus genannt), die Menschen haben kein großes Schamgefühl und vieles ist entweder für Männer oder Frauen tabu (bzw tapu). Dennoch fand ich die Kultur und die Lebensweise der Hanatea total interessant und habe mir oft schon überlegt, wie es wohl wäre, wenn ich selbst dort irgendwie gelandet wäre. Ich stellte es mir sehr schön vor, auch wenn mir nicht alle Teile ihrer Kultur zusagen.
Dass Hinrich die Kultur, die Lebensweise und auch den Glauben der Hanatea ständig von oben herab betrachtet und ständig als schlecht, primitiv, satanistisch betrachtet hat, fand ich total bescheuert. Überhaupt ging der mir mit seinem Gehabe total auf die Nerven. Im ersten Band war er noch so ein netter Kerl, aber jetzt geht es ihm nur noch um seine blöde Missionarsmission, aber ich glaube, am Ende war er der Einzige, der das wirklich ernst genommen hat. Jetzt bin ich selbst nur Papierchrist und kann mit Kirche, Religon usw nix anfangen, lasse aber anderen ihren Glauben, solange er kein Extrem wird, egal welche Richtung. Er hat ständig kritisiert, dass sie nicht seinen Glauben, seinen Gott übernehmen und den ihren, den sie seit Jahrzehnten oder vielleicht sogar seit Jahrhunderten hatten, über Bord werfen. Stattdessen haben sie Iesoa (Jesus) und Iehova (Gott) nicht zu ihren eigenen Göttern hinzufügt und die Namen angepasst, dass sie auch in ihre eigene Sprache integrierbar sind. Ich finde, so viel Flexibiltät sollte belohnt werden, überhaupt finde ich, sollte es nicht eine starre Art von Religion geben, sondern flexibel an die Menschen, die Kultur und die Gegebenheiten angepasst werden. Wobei Missionieren eigentlich an sich in meinen Augen unnötig ist. Gut, Religion an sich ist in meinen Augen unnötig, aber anderen Menschen würde ich ihn lassen und es auch nicht kommentieren.
Hinrich hat es stattdessen selbst ständig gemacht und schlecht über seine Gastgeber geredet, wollte ihnen mit der Holzhammermethode Dinge und Werte aufzwängen, die ganz anders waren und auch seine Frau musste darunter ständig leiden. Vor allem, als sie schwanger war und unter der Hitze litt, musste sie sich "wie eine anständige Frau anziehen, weil sein Ansehen und sein Ruf sonst darunter leiden würden", sprich, ein Kleid mit mehreren Unterröcken. Erst hat er ihr erlaubt, nur im Haus und nur, wenn sie alleine sind, ein leichtes Kleid zu tragen, doch irgendwann hat er das auch ihr verboten.
Nun, die Konsequenz war eine Fehlgeburt, die alleine seine Schuld war. Zum Glück hatte er dann beim zweiten Versuch mehr Hirn und Einsehen.
Die Interaktion zwischen Ruth (Ruhutia, wie sie von den Einheimischen genannt wurde), hat sich dagegen gerne auf die fremde Kultur und die fremden Menschen eingelassen. Sie hat mit ihnen Zeit verbracht, ihnen Dinge beigebracht und bekam von ihnen dagegen auch etwas gelehrt, wie z.B. das Schwimmen. Wobei mich der Teil schon stark erschrocken hat, immerhin ist sie aus Hamburg, eine Stadt am Wasser, hat man da damals nicht automatisch seinen Kindern das Schwimmen beigebracht? Vor allem, wenn man eine Seefahrerfamilie ist? Oder war das etwas, was damals nur Jungs gelernt haben?
Wie auch immer, sie hat das Schwimmen gelernt, die Art zu Leben und auch die Sprache, etwas, was Hinrich (Hiniriki) nie auch nur ansatzweise versucht hat, er hat sich immer nur auf seinen Übersetzer verlassen. Überhaupt war Ruth immer die, die mehr bedacht war und auch mehr Rücksicht gezeigt hatte. Zwar gab es Teilaspekte, die sie gestört haben (einen davon hab ich auch verstanden warum), aber sie hat dann irgendwann gesagt: Das ist halt hier so. Und dann hat es sie nicht mehr so gestört. Hinrich war dagegen mit seinem moralischen Zeigefinger und seiner Ignoranz gegenüber den Hanatea so total nervig, dass ich gehofft hatte, er würde einfach verschwinden. Nicht nur einmal hätte ich gern genommen und ihn einfach zu den Haien geworfen.
Die Menschen, mit denen Ruth täglich zu tun hatte, fand ich dagegen viel besser und ich dachte mir: Schick den Hinrich doch zum Teufel, der tut dir absolut nicht gut und lebe einfach bei den Hanatea!
Die andere Storyline, in der es immer noch um die Nachwirkungen der Familienfehde geht, fand ich auch ziemlich interessant und ich bin mal gespannt, wie die zwei roten Fäden zusammenfinden werden. Vor allem bin ich mal gespannt, wie das Wiedersehen zwischen Ruth und James sein wird. Dass sie am Ende mit Freunden von der Insel flüchtet, kam mir etwas überhastet vor, aber wer weiß, ob das nicht am Ende besser für sie war.
Fazit:
Der Band hat mir ziemlich gut gefallen und ich finde es super, dass das Tempo, in welchem die Geschichte erzählt wurde, wieder bei normalen Verhältnissen ist. Gut, hier geht es auch nur um eine Generation und nicht um drei oder gar vier, wie es bei dem Vorgängerband der Fall, aber dennoch finde ich es besser. Der dritte Band kommt nächstes Jahr im März raus und ich freue mich schon darauf, den zu lesen, einfach, weil ich wissen will, wie es mit Ruth und den anderen weitergehen wird. Auch weiß ich mittlerweile, warum der Name der Reihe "Die Perlenprinzessin" ist, denn es wird mit diesem Band klar, da sie ständig Perlen geschenkt bekommen hat und diese nun am Ende mit sich genommen hat.
Insgesamt bekommt der Band von mir fünf Sterne und wie gesagt, ich freue mich darauf, im März dann Band drei der Reihe zu lesen.
Quelle:
Foto: selbst geschossen
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