Sonntag, 12. November 2023

[Rezension #249] Im Westen nichts Neues

 

 

Titel: Im Westen nichts Neues

Autor*in: Erich Maria Remarque

Erschienen in Deutschland: 1928/29, diese Auflage 1991

Originaltitel: -

Erschienen in -: -

Übersetzer*in: -

 

Weitere Informationen:

Genre: Drama, Action, Historisch

Preis: ab € 3,49 aufwärts (diese Auflage)

Seiten: 204

Sprache: Deutsch

ISBN: 9783548224312

Verlag: Ullstein GmbH

 

Inhalt:

Remarque schildert den Krieg aus der Prespektive des einfachen Soldaten, der gemeinsam mit seinen Klassenkameraden aufs Schlachtfeld geschickten Paul Bäumer, der als letzter seiner Schulkameraden im Oktober 1918 an einem Tag fällt, an dem "der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden".

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Das Buch hier kannte ich bis vor kurzem ehrlich gesagt nur vom Namen her, wir haben es in der Schule nie gelesen. Aber ganz ehrlich, jetzt, wo ich es nachgeholt habe, kann ich auch ein bisschen verstehen warum. Bevor ich mir näher darüber informiert hatte, dachte ich immer, das Buch würde während des zweiten Weltkrieges spielen oder während Deutschland geteilt war. Man sagt ja immer wieder, was in der DDR falsch gelaufen ist, und ich dachte, das Buch will zeigen: Ja, das ist so. Aber auch im Westen war nicht immer alles gleich Gold, was geglänzt hat.

Dass das Buch dagegen im ersten Weltkrieg spielt, und was mit dem Titel genau gemeint ist, darauf wäre ich ehrlich gesagt nicht gekommen.

Wie bereits gesagt, spielt die Handlung des Buches während des ersten Weltkrieges, genauer gesagt in den Jahren 1916 bis 1918, wenn ich das richtig herausgelesen habe. Man folgt dem jungen Soldaten Paul Bäumer, der den ganz normalen Kriegsalltag und Kriegswahnsinn aus der ersten Reihe mitbekommt. Er sieht, wie auf seiner Seite Menschen fallen und auch auf der Gegenseite. Er gewöhnt sich daran, die Geräusche unterschiedlicher Granaten zu unterscheiden, damit er dementsprechend reagieren kann. Freunde sterben ihm weg und er hat sich leider schon daran gewöhnt. Im Krieg hat man keinen Platz, keine Zeit zum Trauern, man muss ohne Pause funktionieren und kämpfen. Er wird auch selbst verwundet und muss schauen, wie er damit klarkommt.

Das Buch ist ehrlich, schonungslos und setzt nicht auf Drama - nein, das kommt von allein. Als ich das Buch angefangen habe zu lesen, dachte ich mir: Ja, ich weiß, Krieg ist nicht schön, aber das kenne ich bereits. Aus Dokus, Videospielen, Filmen etc. Doch je mehr ich gelesen habe, desto verzweifelter wurde ich. Man könnte darauf warten, dass z.B. wie in den Filmen etwas großartiges passiert, dass Helden auftauchen, die irgendwas machen und dann ist der Krieg vorbei. Alle fallen sich in die Arme, sind fröhlich und reisen dann zu ihren Familien nach Hause, um dann einen angenehmen Alltag zu haben.

Tja, wer das hier erwartet, wird bis zum bitteren Ende enttäuscht werden.

Denn es gibt im Krieg keine Helden. Es gibt nur die, die überleben, mit pysischen und psychischen Wunden, die einen für den Rest des Lebens prägen können. Und es gibt die, die das Schlachtfeld nicht lebendig verlassen. Dazwischen oder nebenan gibt es nichts. Krieg ist schlimm, Krieg ist unschön - und das Buch schafft es das zu zeigen, ohne zu bewerten, ohne den moralischen Zeigerfinger zu heben. Nein, es lässt einfach die Bilder, die man beim Lesen im Kopf hat (da hat auch mein geringes Kopfkino leider ausgereicht) für sich sprechen.

Was ich besonders bezeichnend fand, waren zwei Punkte. Zum einen ist es die Tatsache, dass Paul und seine Freunde so jung sind. Klar, die Welt vor und während des ersten Weltkriegs sind ganz anders als die heutigen, auch von der Gesellschaft und der Denkweise her. Ich hatte die ganze Zeit überlegt: Warum sind die da überhaupt? Zwangsrekrutierung? Wehrpflicht? Die sind doch alle an einem Punkt grad mal 19 Jahre alt, das ist doch gar nichts! In dem Alter macht man eine Ausbildung, sein Abitur oder geht bereits arbeiten! Aber doch nicht an die Front oder generell in den Krieg, oder?

Die Antwort wurde mir recht spät im Buch gegeben, Paul und seine Freunde sind freiwillig dorthingegangen. Sie haben zwar ihr Training bekommen, aber davor kaum eine Ahnung gehabt, was sie erwarten könnte.

Gut, beim ersten Weltkrieg ist das bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehbar. Der ersten Weltkrieg war ja von der Größe, dem Ausmaß und teilweise damaligen technologischen Errungenschaften der allererste dieser Art. Krieg an sich gibt es schon länger, aber sowas? Das war neu.

Das andere war der Moment, als Paul Urlaub hatte und nach Hause gereist ist. Man sieht dann diesen großen Unterschied, die große Distanz, die der Soldat zu dem normalen Alltag seiner Familie und den Zivilisten herrscht. Er kommt absolut nicht zurecht, denkt beim Bremsgeräusch der Straßenbahn an zischende Granaten und kann das Mitleid der anderen Leute nicht ertragen. Er kann das Bild nicht ertragen, dass die Leute von der Front haben. Entweder haben sie Mitleid und denken sich: Ach, ihr habt es ja so schwer! Andere aber haben einen seltsamen Stolz auf der Zunge und sagen: Hachja, ihr an der Front, ihr leistet da was großes, patriotisches, heroisches! Ihr macht die Franzosen bestimmt richtig platt!

Wiederum andere sind dann auf einmal Kriegsexperten (wie manche Leute dann spontan Bundestrainer werden) und sagen: Hey, ihr müsstet da mal richtig rangehen, dann hättet ihr den Franzosen endlich gezeigt, wo das Baguette hängt!

Und all das nervt Paul, mich hat es beim Lesen ehrlich gesagt auch genervt. Natürlich war ich selbst nie im Krieg und ich hoffe, ich werde es auch nie sein. Das wäre eine Erfahrung, auf die ich verzichten könnte. Dennoch fand ich die Vorstellungen, die manche davon hatten, teilweise so abwegig, dass es beim Lesen ein wenig wehgetan hat.

Überhaupt hat mich das Buch zum Nachdenken gebracht. Die Stimmung ist von der ersten bis zur letzten Seite düster, traurig, grau. Aber hey, es gibt ja auch absolut keine guten Seiten am Krieg. Die einzigen, die davon profitieren, sind die, die irgendwie an der ganzen Sache Geld verdienen können. Sonst will das keiner. Paul macht den Vorschlag, dass die Oberhäupter der Länder sich wie in einem Fightclub treffen und sich gegenseitig bekämpfen sollen, ohne da Dritte mit reinzuziehen.

Genau das denke ich mir auch immer. Bevor dieser Oberhäupter nen richtigen Krieg anfangen und damit Menschen umbringen und unnötig Ressourcen und Material verholzen, sollten sich sich einfach mal ne Partie Call of Duty oder ähnliches gönnen. Dann können sie ihre Konflikte untereinander klären. Oder noch einfacher: Normal miteinander reden, selbst, wenn das nicht immer einfach und möglich wäre. Besser wäre es auf jeden Fall.

 

Fazit:

Das Buch hat mich während und ein wenig nach dem Lesen zum Nachdenken gebracht. Über das Leben, die Menschen, die Welt, und was ich selbst von meinem eigenen Leben erwarte. Wie gesagt, ich kann aufgrund der doch recht grafischen Beschreibungen verstehen, warum wir das in der Schule nie gelesen haben, zumindest nie in den Klassen, in denen ich so unterwegs war. Ich bin froh, dass ich es nachgeholt habe. Es ist aber auch ehrlich gesagt ein Buch, das ich nicht nochmal lesen würde und auch eins, bei dem mir die Bewertung schwerfällt. Es war stellenweise doch sehr trocken ...

Von mir bekommt das Buch, auch wegen der anregenden Art und Weise und der Tatsache, dass Krieg heute leider nach wie vor ein Ding ist, das Buch also eine sehr gute Warnung sein könnte, insgesamt fünf Sterne.

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo :-)

Danke, dass du diesen Blogeintrag gelesen hast - ich freue mich schon auf deine Meinung dazu!

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt.
Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (http://blog.kiranear.moe/p/datenschutzerklarung01.html) und in der Datenschutzerklärung von Google (https://policies.google.com/privacy?hl=de).

Lg,
Kira