Titel: Ein Garten für zwei
Autor*in: Emma Sternberg
Erschienen in Deutschland: 2021
Originaltitel: -
Erschienen in -: -
Übersetzer*in: -
Weitere Informationen:
Genre: Slice of Life, Hetero, Drama
Preis: € 10,99 [D] | € 11,30 [A]
Seiten: 431
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-453-42339-8
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
Inhalt:
Lu ist smart, schnell und als Anwältin in einer Top-Kanzlei supererfolgreich. Doch dann stirbt ihr großer Bruder Pip und mit einem Mal weiß Lu nicht mehr, wo oben und unten ist. In Pips Gartenlaube will sie sich erst nur verkriechen, doch dann wird es Frühling. Die Natur erwacht, und während Lu in der Erde wühlt, entdeckt sie nicht nur, dass Glück etwas ist, das man mit den Händen greifen kann. Sondern auch, was sie vom Leben wirklich will.
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Ich muss sagen, dass mich die hellen Farben des gesamten Buchs, nicht nur vom Cover, sofort angesprochen haben. Es wirkt gemütlich, schön, bequem und lebendig. So in etwa darf ich mir wohl den einen oder anderen Schrebergarten aus dem Buch vorstellen, vermute ich mal. Und mir hat auch das Buch im Inneren gefallen. Was vor allem an der Hauptcharakterin und ihrer Entwicklung liegt.
Am Anfang ist sie der totale Workacholic, sie achtet extrem auf ein gutes Aussehen, seih es an ihr selbst oder bei ihrer Wohnung. Sie beauftragt Maler, die ihre Wohnungen in Farben anstreichen sollen, deren Namen teilweise sehr merkwürdig klingen. Und sie fährt jeden Tag mit einem Taxifahrer, den sie persönlich kennt, zur Arbeit. Gut, dagegen ist ja nichts einzurichten, aber gleichzeitig fühlt sie sich wohl zu fein, um mit den Öffentlichen zu fahren. Dabei ist man in einer Stadt wie Berlin richtig gut ausgestattet, was das angeht. Ihre Entwicklung, wie sie mit dem Schmerz des Verlustes umging, das war nachvollziehbar und schön zu beobachten, vor allem, als sie merkt: Hey, das gefällt mir!
Jedenfalls wird sie recht schnell mit dem Tod ihres Bruders konfrontiert, ein Ereignis, dass sie völlig aus der Bahn wirft. Es wird sofort klar, dass sie sich dringend ein paar Tage Urlaub nehmen sollte, irgendwann ist sie dann vernünftig genug, um das auch zu tun. Genau kenne ich mich da nicht aus, aber ich bin mir sicher, dass sie sich vllt sogar vom Arzt was hätte verschreiben lassen können, denn sie war emotional so neben der Spur, das ging gar nicht. Aber gut, ihr Chef gibt ihr so viel Urlaub wie sie braucht, und das ist doch eigentlich auch ganz gut. So viele Chefs würden das nicht machen. Ok, der Chef hofft, dass sie danach dann zurückkommt und Kanzleipartnerin wird, so ganz uneigennützig ist das nicht, aber immer noch netter als das, was andere Chefs machen würden.
Die andern Charaktere waren auch voll in Ordnung, besonders Nele und ihre Tees fand ich sehr interessant. Ganz am Anfang und Ende des Buches sind drei Rezepte insgesamt abgedruckt, darunter ist einer der Tees von Nele dabei. Ich fand auch ihren Garten von der Beschreibung her am Besten, den mal zu besuchen würde mir auch gut gefallen. Niko fand ich auch in Ordnung, nur zwei Punkte haben mich total gestört.
Der erste Punkt ist, er wurde am Anfang als ein Mensch eingeführt, der sich ungefragt in die Angelegenheiten anderer Leute einmischt, dabei ziemlich ruppig und besserwisserisch ist, ohne aber einen hilfreichen Tipp zu hinterlassen. Einer dieser Leute, die nur mit dem Kopf schütteln und sagen: Das ist falsch. Allerdings sagen sie nicht, was/warum daran genau falsch ist und wie man es richtig/besser machen könnte.
So kommt er anfangs öfters rüber und ich konnte Lu verstehen, dass sie sagte: Ne, mit dem will ich nichts am Hut haben.
Später aber macht er aus dem Nichts eine 180 Grad Wendung, wird netter und bietet ihr oft seine Hilfe an, besonders bei Dingen, die sie noch nicht wissen oder machen kann. Das fand ich total seltsam, auch mit der Begründung, die er für sein anfängliches Verhalten liefert. Es wirkt einfach, als wären es zwei verschiedene Personen und das fand ich irritierend.
Der zweite Punkt ist sein Verhalten gegenüber Lu. Es ist mehr als offensichtlich, dass er auf Lu steht, aber seine Eifersucht (?) steht ihm da voll ihm weg. Oder sein sauertöpfischer Charakter. Genau kann ich es auch nicht wirklich sagen, um ehrlich zu sein. Jedenfalls, wenn Lu mit ihm nett redet, Begeisterung für den Garten ihres Bruders oder für Nikos Garten zeigt, dann ist er total freundlich, offen, begeistert. Wenn Lu allerdings versucht, Nina auf ihre eigene Arte zu helfen ein kleines Teebusiness aufzubauen, oder etwas gegen die hohe Pestizidberlastung zu tun, dann wird er auf einmal schnippisch, beleidigt, zugeknöpft. Am schlimmsten ist es, wenn Lu über ihre Arbeit in der Kanzlei oder das Leben in Berlin redet. Klar, es muss einem nicht jeder Lebensstil gefallen. Aber jemanden dafür ständig zu verurteilen wie Niko es getan hat? Nervig!
So war er dann auch total begeistert, als sie ihren Job gekündigt hat und meinte dann, nicht wörtlich, aber sinnlich: Oh, gut, dass du es eingesehen hast, dass du einen total miesen Job hast, ich hätte den an deiner Stelle nicht angenommen. Und Berlin ist genauso mies, gut, dass du da weg bist, also ich würde ja da nicht leben wollen ...
Jedes Mal, wenn Niko mit der Tour ankam, konnte ich nur mit den Augen rollen.
Daher fand ich die Romantik zwischen den beiden auch so erzwungen, ich dachte ehrlich gesagt erst, dass nur Lus Chef vllt was von ihr will, aber es war schnell klar: Es geht nur um eine Kanzleipartnerschaft, keine romantische. Und ganz ehrlich, auch wenn der Romantikanteil hier gering ist. Auch wenn Lu und ihre Charakterentwicklung, die Entwicklung des Gartens im Vordergrund steht - für mich hätte es den Romantikanteil so gar nicht gebraucht. Sie hätten auch einfach nur Freunde sein können, sie und Niko. Das hätte sich für mich natürlicher angefühlt, vermutlich kam es so zu dieser abrupten Veränderung von Nikos Verhalten, einfach, weil die Autorin unbedingt wollte, dass sich die beiden näherkommen und das geht halt nicht, wenn man sich nur anfeindet. Wenn Lu einfach nur ihr Glück im Garten und in ihrer neuen Heimat gefunden hätte, das wäre in meinen Augen besser gewesen.
Achja, die Exfrau von Pip war in meinen Augen einfach nur lächerlich. Die meiste Zeit interessiert sie sich nur für eine Pflanze im Garten, hatte komische Vorstellungen von dem, was sie will und hatte damit ihren Exmann während ihrer Beziehung tierisch unter Stress gesetzt. Dass sie dann auf einmal kommt, und sagt: Och, ich will mich doch um den Garten kümmern, so random aus dem Nichts... ich kann mir vorstellen, dass es so komische Leute gibt. Lustigerweise hat sie es dann grad mal eine ganz kurze Zeit ausgehalten, dabei stand das von Anfang an fest, dass das nichts für sie ist. Aber egal, Hauptsache erstmal auf etwas pochen, was einem nicht wirklich zusteht (Hallo, Exfrau und ja, die waren schon vor dem Tod geschieden) und erstmal Lu unfreundlich aus dem kleinen Haus werfen.
Die restlichen Charaktere fand ich ok, aber ich hab viel zu wenig von ihnen gesehen um sagen zu können, ob sie mir gefallen würden oder nicht. Sie sind halt ok und wichtig für die Story.
Fazit:
Bei den vielen Punkten könnte man sich fragen: Hey, Kira, hat dir das Buch denn überhaupt gefallen? Ja, das hat es, das kann ich auf jeden Fall sagen. Der Schreibstil war detailreich und las sich auch sehr angenehm. Dennoch, ein paar Punkte hätte ich persönlich anders gemacht oder weggelassen. Dennoch hatte ich viele schöne Lesestunden mit dem Buch. Wenn man über diese Punkte hinwegsehen kann, denn was das angeht, hatte ich schon mal schlimmere Bücher.
Dieses Buch hier bekommt von mir insgesamt vier Sterne und eine kleine Leseempfehlung.
Quelle:
Foto: Selbst geschossen
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