Mittwoch, 27. Oktober 2021

[Rezension #143] Weil er zu uns gehört

Titel: Weil er zu uns gehört

Autor: Jessica Martin

Erschienen in Deutschland: 2018

Originaltitel: -

Erschienen in (anderes Land): -

 

 

 

 

Weitere Informationen:

Genre: Boys Love, Drama, Slice of Life

Preis: € 9,50

Seiten: 276

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-95823-130-6

Verlag: Cursed Verlag

 

Rückentext:

Das Schicksal hat es nicht gut mit Dachdecker Mike gemeint, der sich zusätzlich zu gesundheitlichen Problemen als "Schnellspritzer" rühmen muss. Mit nur einem dieser Handycaps wäre es in der Liebe schon schwierig geworden, mit beiden hat er es fast aufgegeben, seinem Traummann André näherzukommen. Doch André scheint keine Hindernisse zu kennen und aufrichtiges Interesse an Mike zu haben, sodass Mike schon bald das Gefühl hat, zu André und seiner kleinen Familie zu gehören - bis André aus heiterem Himmel Schluss macht...

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Wenn ich Bücher oder auch Fanfiction lese, dann bin ich sowohl für Hetero-Romance offen, als auch für Boys Love und Girls Love. Wobei ich nicht weiß, ob es GL Romane gibt, aber gut, darum geht es hier ja auch nicht. Erst im letzten Monat habe ich einen schönen BL-Roman gelesen, der mich echt begeistert und positiv überrascht hat. Diesen Band hier hab ich wohl damals auf der LBM gekauft, sicher bin ich mir aber nicht. Jedenfalls muss es schon eine längere Zeit auf meinem SUB gewesen sein, aber sicher kann ich es nicht sagen.

Jedenfalls, nachdem mir der letzte BL-Band so gut gefallen hat, dachte ich: Ja, vielleicht könnte es mit dem ja genauso sein. Meine innere Stimme hatte allerdings Zweifel. Die gleichen Zweifel, die es schon beim letzten Buch "Der vorletzte Samurai" hatte, da hatte ich auch das Buch in der Hand und dachte mir: Wahrscheinlich wird es mir nicht so gefallen.

Dieses Gefühl hatte ich hier wieder, aber ich habe es ignoriert. Doch leider, wie so oft, wenn das der Fall ist: Es hatte leider recht.

Ich fand es gut, dass es hier um die aufkommende Beziehung zweier Menschen geht, die beide keinen guten Startpunkt haben, zumindest würden es viele so sehen und deswegen würde für sie wohl keine Beziehung in Frage kommen. Mike hat ein gesundheitliches Problem, er leidet unter Reizdarm und muss deshalb mit vielen Einschränkungen leben. Außerdem neigt sein Körper dazu, beim Sex arg aufs Gas zu treten, bevor die ganze Action überhaupt angefangen hat. Aufgrund dieser Einschränkungen hat er immer wieder unter schlechten Partnern leiden müssen und war dann total überrascht, bei André so viel Verständnis dafür zu finden.

André dagegen hat dafür die zwei Kinder seiner verstorbnenen Schwester übernommen und ist nun für ihre Erziehung verantwortlich, sie sind ihm auch sehr wichtig. Allerdings sollen es Singles mit Kindern oft sehr schwer haben. Zumindest soweit ich es mitbekommen habe, aber ob es wirklich so ist oder nur ein Klischee, das kann ich nicht so genau sagen, mangels Erfahrung.

Jedenfalls, die beiden haben das nicht als Hindernisse gesehen, sondern als etwas, mit dem man wunderbar leben und arbeiten, dafür Lösungen finden kann. Und die Kinder kommen auch mit dem neuen Partner zurecht, ebenso auch die jeweiligen Familien (bis auf eine Person) und der persönliche Freundeskreis der Beiden.

Leider war das alles, was mir an dem Buch gefallen hat.

Man wird am Anfang in das Geschehen hineingeworfen und ich hatte das Gefühl, als hätte ich hier irgendwas verpasst, als würde hier noch ein Vorgängerband existieren, den ich zum Lesen dieses Buches kennen müsste. Es wird am Anfang gesagt, dass die beiden sich erst seit wenigen Wochen kennen, aber wie und wo sie sich genau kennengelernt haben, wird nicht erklärt. Oder ich habe es bereits wieder vergessen, mein Hirn ging beim Lesen sehr oft in den Autopilot-Modus, um ganz ehrlich zu sein. Jedenfalls hat es mir nicht so gut gefallen, einfach in das Geschehen ohne größere Erklärungen reingeworfen zu werden.

Als sie sich dann näher kennenlernen und sich auch annähern, passiert viel, aber bis es soweit kommt, was auf dem Rückentext steht, dauert es bis zur zweiten Buchhälfte. Und ich muss auch sagen, der Konflikt-Teil mit der Mutter ist der einzige im gesamten Buch, der mich aus meinem Autopiloten-Modus rausgerissen hat. Wo ich mit den Charakteren mitgefiebert und mitgelitten habe. Was hatte ich für einen Zorn auf diese homophobe, verrückte Frau? Ihre Motive kann ich nicht nachvollziehen, aber vermutlich können das nur die wenigsten. Dass allerdings André sofort auf die Drohung eingeht und mit Mike Schluss macht, anstatt einfach mal mit ihm darüber zu reden und herauszufinden, was sie da am besten machen können ... ne da macht er lieber Hals über Kopf Schluss. Das kam mir doch etwas überstürzt und leicht OOC vor, vor allem, da zwischen dem Aussprechen der mütterlichen Drohung und dem Beziehungsende nicht mal eine Buchseite vergeht.

Dennoch fand ich den Konflikt sehr interessant und hatte mich gefragt, wie damit am Ende umgegangen wird. Naja, so wirklich wurde es nicht, die Mutter meidet die beiden nun und der Rest tut so, als wäre alles ok. Hm, eine genauere Konsequenz hätte ich mir da schon gewünscht.

Wie bereits erwähnt, war das der einzige Teil, der mich wirklich interessiert hat, davor und danach war alles irgendwie seicht (auch die Sexszenen, die ich auch mangels Erfahrung, weil weiblich, nicht genau beurteilen kann, wie akkurat die nun sind usw) und mein Hirn ging oft auf Autopilot.

Was ich auch nicht verstanden habe, was wohl daran liegen könnte, dass ich eventuell (da bin ich mir noch nicht zu 100% sicher) demisexuell bin, aber mich hat diese Menge an Sex und die Offenheit darüber schon ziemlich überrascht. Nun, ich bin eine (demi-)bisexuelle Frau, seit 11 Jahren in meiner allerersten Beziehung und rede nur mit den wenigsten Personen über Sex; für mich gehören Sex und Liebe einfach zusammen und Polygamie ist für mich persönlich nichts. Vermutlich tat ich mir deshalb schwer, zu verstehen, warum André mit dem homosexuellen Ehepaar eine Affäre hatte - und zwar mit beiden. Zwar hat er, als er mit Mike geflirtet und mit ihm zusammen war, das dann nicht mehr gemacht, aber davor. Besonders die Sexszene in Kapitel 2 hat mich doch ziemlich überrascht, da diese aus dem Nichts kam. Dass seine beiden männlichen Nachbarn miteinander verheiratet sind, find ich klasse. 

Aber dass sie einfach zu dritt miteinander rummachen und so oft darüber reden, das konnt ich dagegen weniger verstehen. Ist wie gesagt nicht meine Welt, mit der ich auch nur irgendeinen Berührungspunkt hätte oder irgendwelche Erfahrungen, auf die ich zugreifen könnte. Dennoch fand ich es ziemlich unangenehm. Vermutlich, weil mir Sex aus Liebe weitaus näher vertraut ist als Sex aus Leidenschaft oder Sex wegen Attraktivität. Dass erwachsene Singles gerne mal schnell im Bett landen, ist üblich (denke ich, auch hier keine Erfahrungswerte, das letzte Mal, als ich Single war, war 2010 und da war ich noch ein Teenie), aber ich finde es einfach schöner, wenn da zwei Menschen, die sich lieben, Sex haben. Außer, es ist PVP, da ist es was anderes. Aber bei bei einer Romantikgeschichte erwarte ich das schon.

Der letzte Punkt, der mich nicht so wirklich überzeugt hat, war der Schreibstil. Ich fand es oft ein wenig verwirrend und musste dank meines schlechten Namensgedächtnis oft nachdenken: Wer das nochmal, wer das, wer das? Das finde ich dann immer ein wenig nervig, weil es mich aus dem Lesefluss herausreißt. Auch passierten manche Dinge einfach zu schnell oder es gab dann auf einmal einen Perspektivwechsel, dass ich erstmal checken musste: Ach, das ist jetzt aus Andrés Sicht.

Pluspunkt btw dafür, dass die Story aus Andrés und Mikes Sicht erzählt wird. Das hat mir auch noch gut gefallen. Nur die Umsetzung war nicht immer gut, ich kenne es so, dass die Sicht von Kapitel zu Kapitel wechselt. Hier aber wird sie gerne mal im Kapitel gewechselt und das fand ich doch ein wenig verwirrend.

 

Fazit:

Ich hatte bereits nach den ersten 30 Seiten kein allzupositives Gefühl, aber ich dachte: Komm, gib dem Buch eine Chance, vielleicht wird es ja noch besser. Aber das wurde es leider nicht. Es gab zwar wie erwähnt einen lichten Moment, aber das wars. Ein wenig kam ich mir so vor, als würde ich einen dieser BL-Mangas lesen, bei dem die Protas gleich im ersten Band in der Kiste landen und es gefühlt keine anderen Aktivitäten zwischen den beiden Herren gibt. Nun, das ist zwar hier nicht vorhanden, aber so oft, wie da über Sex geredet (oder dieser ausgeführt wurde), da habe ich mich gefragt: Bin ich prüde? Oder ist das einfach nur nicht meine Welt? Naja, ich habe dem Buch dann trotzdem weiterhin eine Chance gegeben, vor allem, da es jetzt auch nicht so arg viele Seiten hat. Dennoch werde ich weiterhin die Augen offen nach BL-Romanen halten, die Lust darauf ist mir auf jeden Fall nicht verloren gegangen.

Von mir bekommt das Buch insgesamt zwei Sterne, dazu hat es mich größtenteils einfach zu wenig überzeugt :/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen

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